Berlin – Auch ein Thema im Bundestag: Plädoyer für Mahnmal in Berlin

Kultur und Medien/Ausschuss

heute-ein-thema-im-bundestagBerlin – (hib/AW) In Berlin soll ein Mahnmal für die Opfer der kommunistischen Gewaltherrschaft errichtet werden. Dies war der gemeinsame Nenner zwischen Sachverständigen und Fraktionen in einem Fachgespräch des Kulturausschusses. Der Bundestag hatte sich bereits 2016 in einem verabschiedeten Antrag für die Errichtung eines solchen Mahnmals ausgesprochen.

Der frühere Parlamentarische Staatssekretär Stephan Hilsberg (SPD) sagte, das Mahnmal solle der Trauer der Opfer über das erlittene Unrecht in der kommunistischen Diktatur Ausdruck verleihen und der Gesellschaft zugleich Mahnung vor einem erneuten Abgleiten in ein totalitäres System sein. Er plädierte dafür, das Mahnmal in Berlins Mitte, dem damaligen „Machtzentrum der kommunistischen Diktatur“, zu errichten. Für einen Standort in Berlins Mitte sprachen sich auch die Geschäftsführerin der Bundesstiftung zur Aufarbeitung der SED-Diktatur, Anna Kaminsky, der Direktor der Stiftung Denkmal für die ermordeten Juden Europas, Uwe Neumärker, und die Historikerin Silke Satjukow von der Otto-von-Guericke-Universität Magdeburg aus.

Satjukow verwies darauf, dass die Opfergruppen der kommunistischen Herrschaft äußerst unterschiedlich seien. Zu bedenken sei auch, dass in den sowjetischen Lagern nach dem Zweiten Weltkrieg auch viele Funktionäre der nationalsozialistischen Diktatur inhaftiert waren. Über diese Problematik müsse noch eine intensive Diskussion geführt werden.

Kaminsky und Neumärker verwiesen auf die bereits bestehenden Gedenkstätten und authentischen Orte der SED-Diktatur. Diese sollten durch ein zentrales Mahnmal aber nicht ersetzt, sondern ergänzt werden. Neumärker und Satjukow sprachen sich auch dezidiert für die Errichtung einer Informationseinrichtung ähnlich wie beim Holocaust-Mahnmal aus.

Unterschiedlich beantworteten die Sachverständigen auch die Frage, wie ein Wettbewerb für die Gestaltung des Mahnmals gestaltet werden sollte. Während Hilsberg und Kaminsky sich für ein möglichst offenen Wettbewerb aussprachen, warnte Neumärker mit Verweis auf die Erfahrungen beim Holocaust-Mahnmal vor einem solchen Verfahren. Ein erster offener Wettbewerb habe damals ergebnislos abgebrochen werden müssen, nachdem mehr als 600 Entwürfe eingereicht worden seien, führte Neumärker an.

***
Text: Deutscher Bundestag