Österreich – Presseschau – TIROLER TAGESZEITUNG: Leitartikel vom 23. August 2016 von Anita Heubacher – Land will Ärzte fürs Land

Aktuelle Presseschau - D-A-CH -Presseschau – Innsbruck (A) – Die landeseigene Ärzteausbildung könnte, rechtlich auf wackeligen Beinen stehend, dennoch installiert werden. Die Landesregierung will Ärzte aufs Land bringen, und um mit noch mehr Geld zu locken, fehlt ihr das Budget.

Das Timing ist eher bescheiden. Ausgerechnet vor einem möglichen Startschuss für eine landeseigene Ärzteschmiede, eine Medical School, droht Ungemach seitens des Europäischen Gerichtshofes. Ebender muss entscheiden, ob das Südtiroler Stipendienmodell für Ärzte hält. Das wiederum ist ein Eckpfeiler für die Medical School. In Südtirol erhalten angehende Ärzte ein Stipendium, das wiederum verpflichtet sie, innerhalb von zehn Jahren fünf in Südtirol zu arbeiten, bei Allgemeinmedizinern sind es zwei Jahre innerhalb von fünf, weil die Ausbildung weniger lang dauert. Wer das missachtet und seiner Verpflichtung, in Südtirol zu arbeiten, nicht nachkommt, muss Anteile des Stipendiums zurückzahlen. So oder so ähnlich soll das dann auch bei der Medical School in Innsbruck und Hall sein.

Der Europäische Gerichtshof wird so schnell nicht entscheiden. Das wiederum hinterlässt ein großes Frageszeichen. Denn im Herbst will die Landesregierung entscheiden, ob sie grünes Licht für die Medical School gibt oder nicht. Die Rechtssicherheit aus Luxemburg wäre ein gutes Fundament, ohne die Entscheidung des EuGH steht die Medical School vielleicht auf wackeligen Beinen.

Die Frage ist nun, ob die Landesregierung dieses Risiko eingeht. Eher ist davon auszugehen, dass Ja. Warum sich unter anderem Gesundheitslandesrat Bernhard Tilg auf diese Lösung steht, ist leicht erklärt. Würde das Land einfach Geld in die Hand nehmen und damit mehr Plätze an der Medizin-Uni bezahlen, wäre das an den Bund gekoppelt und damit die Abstimmung ungleich komplizierter. Den österreichischen Medizin-Universitäten könnte zudem blühen, dass die Quote fällt. 75 Prozent der Studienplätze sind noch für Österreicher reserviert, fällt die Quote, hat vor allem aufgrund der geografischen Lage der Standort Innsbruck ein Problem. Noch dazu schneiden beim Aufnahmetest die deutschen Studienanwärter besser ab als die einheimischen.

Die Medical School setzt auch auf eine andere Art von Ausbildung, die die Medizin-Universität kritisch sieht. Weniger Forschung, mehr Praxis, am besten in Praxen der Hausärzte und in Tirols Spitälern. Bei der Pflege hat das gut funktioniert. Wer in der Peripherie lernt, baut dort soziale Kontakte auf und bleibt vielleicht dort. Ein zusätzlicher Anreiz, am Land zu bleiben, hofft die Landesregierung. Finanziell ist die Chose ausgereizt. Die Landesregierung hat die Gehälter bereits aufgefettet. Mehr ist im Budget nicht drin.

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