Pirmasens – Ausstellung zur Geschichte der US-amerikanischen Streitkräfte

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Eine Momentaufnahme: Die Fotografie, entstanden Ende der 50er-Jahre, zeigt Erweiterungsarbeiten der Husterhöhe-Kaserne an der Rodalber Straße. (Foto: Sammlung Stadtarchiv)

Pirmasens – „Remember – Die amerikanischen Streitkräfte in Pirmasens“, so lautet der Titel einer Ausstellung, die ab 30. November im Alten Rathaus zu sehen ist. Das Stadtarchiv hat sich auf Spurensuche begeben und beleuchtet anhand zahlreicher Exponate insbesondere die zivilen Aspekte amerikanischen Lebens in der Siebenhügelstadt zwischen 1946 und 1997.

Das Kapitel sei eine wichtige Epoche innerhalb der Stadtgeschichte, die aber leider bisher noch nicht ausreichend erforscht ist, erläutert Heike Wittmer. Zusammen mit ihren Mitarbeitern Norman Salzmann und Peter Felber hat die Stadtarchivarin in den vergangenen Monaten die Exponate zusammengetragen, viele persönliche Gespräche mit Zeitzeugen geführt und unzählige Zeitungsberichte, Fotos und Akten gesichtet.

Was in den Wirren der letzten Weltkriegswochen zunächst als Befreiung von Nationalsozialismus begonnen hatte, entwickelte sich in den kommenden sieben Jahrzehnten zu einem konstruktiven und freundschaftlichen Miteinander. Die dritte Garnisonszeit für die Siebenhügelstadt wurde mit dem Einmarsch der Amerikaner am 22. März 1945 in Pirmasens eingeleitet. Nach einer Zwischenlösung unter französischer Besatzung bis zum 10. Juli 1945 richteten sich die Amerikaner im Areal der Husterhöhe-Kaserne ein, die von der Wehrmacht ab 1937 errichtet worden war. Was sich zunächst auf die Organisation des täglichen Lebens in der zerbombten Stadt und die dafür notwendigen Anweisungen und Regelungen erstreckte, weitete sich bald zu einer regelrechten amerikanischen Stadt in der Stadt aus und die US-Armee wurde zum größten Arbeitgeber in der Region. Sie förderten und belasteten die Stadt dadurch gleichermaßen.

Die Beeinträchtigungen durch die männlichen, alleinstehenden Amerikaner und deren, aus den USA mitgebrachten Lebensweisen, die jährlichen Manöver, der Fluglärm und die Einlagerung von Giftgas im Depot Clausen trübten das Verhältnis zwischen den Amerikanern und den Pirmasensern immer wieder. Viele freundschaftliche Verbindungen förderten jedoch das gegenseitige Verständnis und Vertrauen. „Mit der Zeit entwickelten sich langanhaltende Freundschaften. Die hier stationierten US-Soldaten und ihre Familien haben das gesellschaftliche Leben in Pirmasens seit den 1950er Jahren maßgeblich mitgeprägt und starken Einfluss auf die deutsche Alltagskultur genommen“, sagt Heike Wittmer und nennt beispielhaft die Bereiche Mode, Sport, Bekleidung, Musik und Gastronomie.

Wenn gefeiert wurde, waren die Amerikaner nicht wegzudenken: Ob beim Heimatfest Seitze Gaade, bei Fasnachtsumzügen oder Tanzveranstaltungen. Auch umgekehrt, wenn die US-Army auf die Husterhöhe geladen hatte, war das Interesse der Bevölkerung groß. Unvergessen sind etwa die „Fly Inns“ (Flugtage) oder das deutsch-amerikanische Volksfest. Als der letzte Fahnenappell am 21. Juli 1997 abgehalten war, sprach man mit Wehmut über die nun scheidende Garnison.

Zum Jahreswechsel 2015/16 hatte das Pirmasenser Stadtarchiv aufgerufen, möglichst viele Erinnerungsstücke aus Privatbesitz zum Thema „Amerikaner“ abzugeben und für eine Ausstellung nutzbar zu machen. Neben Bildern, Urkunden und Briefen sammelten sich auch zahlreiche Anekdoten zum Pirmasenser Leben mit den „Amis“ an. Daraus ist nun eine Ausstellung entstanden.

Die 20 privaten Leihgeber bereichern die Sonderschau im Alten Rathaus mit ganz persönlichen Erinnerungen. In der Vorbereitung zeigte sich, dass vieles aus der Geschichte der dritten Garnison noch nicht erforscht ist und die Quellenlage gerade im Stadtarchiv, das auf die US-Unterlagen keinen Zugriff hat, eher mangelhaft ist.

Am Mittwoch, 30. November, dem Eröffnungsabend, lädt das Stadtarchiv in Zusammenarbeit mit der Volkshochschule Pirmasens zu einem Vortrag in den Landgrafensaal des Alten Rathauses ein. Heike Wittmer gibt ab 19.30 Uhr einen kurzen Überblick über die Zeit der amerikanischen Streitkräfte in Pirmasens. Im Anschluss an die Ausstellungseröffnung besteht die Gelegenheit für weitere Zeitzeugen, ihre Geschichte darzustellen. Erklärtes Ziel ist es, in nachfolgenden Gesprächen die US-Garnison besser darstellen zu können und so der Nachwelt ein

abgerundetes Bild zu überliefern. Der Abend klingt bei einem Umtrunk und Gespräch aus.

Auf einen Blick: Die Sonderausstellung „Remember – Die amerikanischen Streitkräfte in Pirmasens (1946-1997)“ ist vom 30. November 2016 bis einschließlich 28. Februar 2017 im Stadtmuseum Altes Rathaus, Hauptstraße 26, zu sehen. Die Einrichtung ist dienstags bis sonntags jeweils von 14 bis 17 Uhr geöffnet. Der Eintritt für Erwachsene beträgt 2,50 Euro, Kinder (bis zwölf Jahren) sind frei. Der Eintrittspreis berechtigt zum Besuch aller Museen im Alten Rathaus. Führungen auf Anfrage. Auskunft und Anmeldung beim Stadtarchiv, Telefon: 06331/842299 oder 842832.

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Text: Stadt Pirmasens