Simmern im Hunsrück – Weniger Seelenleiden im Rhein-Hunsrück-Kreis: Krankenstand in der Region unter Landesniveau – Sonderanalyse zeigt Unterschiede zwischen Männern und Frauen

DAK-Gesundheitsreport 2016

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Foto (DAK Jürgen Wilhelm und Dr. Elsner)

Simmern im Hunsrück – Der Krankenstand im Rhein-Hunsrück-Kreis ist 2015 gesunken. Die Ausfalltage aufgrund von Erkrankungen nahmen im Vergleich zum Vorjahr um 0,2 Prozentpunkte ab. Mit 4,1 Prozent gab es in der Region einen niedrigeren Krankenstand als im Landesdurchschnitt (4,4 Prozent). Laut DAK-Gesundheitsreport waren damit an jedem Tag des Jahres von 1.000 Arbeitnehmern 41 krankgeschrieben. Der höchste Krankenstand in Rheinland-Pfalz wurde mit 5,2 Prozent in Pirmasens und im Landkreis Südwestpfalz verzeichnet. Der niedrigste Krankenstand wurde mit 3,8 Prozent in Neustadt an der Weinstraße gemessen.

Die aktuelle Analyse der DAK-Gesundheit für den Rhein-Hunsrück-Kreis zeigt die wichtigsten Veränderungen bei der Zahl und Dauer der Krankschreibungen. Die meisten Ausfalltage erfolgten aufgrund von Muskel-Skelett-Erkrankungen wie Rückenschmerzen. Diese Diagnose war Ursache für fast jeden vierten Fehltag. Psychische Erkrankungen wie Depressionen und Angstzustände belegten mit 15,8 Prozent den zweiten Platz. Sie verzeichnen einen deutlichen Rückgang um rund neun Prozent. Atemwegserkrankungen wie Erkältungen und Bronchitis kamen mit 15,7 Prozent auf den dritten Platz. Hier gab es durch eine starke Erkältungswelle einen Anstieg gegenüber dem Vorjahr um 30 Prozent. Auch aufgrund von Verletzungen und Vergiftungen wie beispielsweise Arbeitsunfällen waren weniger Menschen der Arbeit fern geblieben als im Vorjahr.

„Wir informieren regelmäßig über den Krankenstand in unserer Region“, sagt Jürgen Wilhelm von der DAK-Gesundheit in Koblenz. „Unternehmen können aus der Analyse wichtige Impulse für ihr betriebliches Gesundheitsmanagement gewinnen. Um zum Beispiel längeren Erkrankungen durch Rückenleiden oder seelische Probleme vorzubeugen, bieten wir als Kasse Arbeitgebern konkrete Hilfe an.“

Darüber hinaus ermögliche die DAK-Gesundheit als erste Kasse Deutschlands eine Beratung per Videochat. Bei dem neuen Online-Angebot nehmen Ärzte aller Fachrichtungen teil. Versicherte könnten ihre Fragen so schnell und unkompliziert vis-à-vis von zu Hause aus klären.

Frauen in Region haben ein Prozent mehr Fehltage als Männer

Die DAK-Gesundheit untersucht in ihrem diesjährigen Gesundheitsreport schwerpunktmäßig den Unterschied von Frauen und Männern in den Krankheitsprofilen und im Umgang mit Krankschreibungen. Für die Studie wertete das IGES Institut die Fehlzeiten aller erwerbstätigen Mitglieder der DAK-Gesundheit in Rheinland-Pfalz und im Rhein-Hunsrück-Kreis aus. Es wurden zudem bundesweit mehr als 5.000 Beschäftigte im Alter von 18 bis 65 Jahren befragt. Ein Fazit: Frauen in Rheinland-Pfalz fehlen häufiger im Job als Männer. Ihr Krankenstand lag im vergangenen Jahr vier Prozent höher. Im Hunsrück betrug der Unterschied ein Prozent. „Damit ist der viel zitierte kleine Unterschied größer als gedacht“, sagt Wilhelm. „Die Studie zeigt auch, dass Männer und Frauen von ganz unterschiedlichen Krankheiten betroffen sind.“

Krankheitsunterschiede von Frauen und Männern

Im Kreis leiden Männer deutlich häufiger (plus 178 Prozent) an Herz-Kreislauf-Erkrankungen. Bei psychischen Erkrankungen wie beispielsweise Depressionen haben Frauen in der Region um 30 Prozent mehr Ausfalltage. Dr. Stefan Elsner, Ärztlicher Direktor der Rhein-Mosel-Fachklinik Andernach (RMF): „Depressionen sind bei sind bei Frauen generell deutlich häufiger als bei Männern. Das bestätigen alle internationalen Studien.“ Auch bei den Krebsleiden liegen sie mit 531 Prozent deutlich über denen der Männer, was durch das vergleichsweise frühe Auftreten von Brustkrebs bedingt ist. „Betroffene Frauen stehen oft noch voll im Erwerbsleben“, erklärt Wilhelm. Die häufigste Krebserkrankung bei Männern, der Prostatakrebs, trete hingegen erst im höheren Alter auf – meist ab etwa 60 Jahren. „Diese Krebsfälle bei den Männern werden von unserer Statistik, die sich ausschließlich auf Erwerbstätige bezieht, nicht mehr erfasst“, ergänzt Wilhelm. Grundsätzlich sei das Krebsrisiko bei Männern und Frauen gleich.

Frauen neigen zu Präsentismus

Obwohl Frauen den höheren Krankenstand haben, schleppen sie sich sogar noch häufiger als Männer krank zur Arbeit. Experten sprechen vom sogenannten Präsentismus: 80 Prozent der Frauen in Rheinland-Pfalz waren 2015 mindestens einmal krank bei der Arbeit, bei den Männern waren es 66 Prozent. Als Hauptgrund wurde von Frauen genannt, dass sie Kollegen nicht hängen lassen wollten. Elsner: „Ob das im Alltag bewusst gedacht oder so reflektiert wird, ist schwer zu sagen. Für alleinerziehende Mütter könnte aber zutreffen, dass sie sich aufgrund existenzieller Sorgen eher zur Arbeit schleppen als Männer. Hinzu kommt, dass Frauen grundsätzlich mehr Pflichtbewusstsein haben und beziehungsorientierter sind als Männer.“ Als ein besonderes „Frauenthema“ macht der Ärztliche Direktor der RMF Traumatisierungen aus.

Wenn ihre Kinder krank sind, melden sich hingegen viele Frauen selbst krank. Fast jede fünfte Frau in Rheinland-Pfalz sagte in der Befragung, dass sie manchmal so vorgehen müsse, weil sie sich nicht anders zu helfen wisse. Bei den befragten Männern sagen das nur 16,4 Prozent. Demnach tragen Frauen noch immer einen größeren Anteil an der Betreuung kranker Kinder als Männer.

Die DAK-Gesundheit ist eine der größten Krankenkassen Deutschlands. Sie hat rund 350.000 Versicherte in Rheinland-Pfalz.

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Text: Jürgen Wilhelm
Leiter DAK-Gesundheit Servicezentren Koblenz, Mayen und Simmern