Tiermagazin – Wechselwarme Exoten – die fünf beliebtesten Terrarienbewohner

Das Tageblatt - Tiermagazin -Tiermagazin – Viele Menschen wünschen sich ein Heimtier. Ob Hund, Katze, Hamster, Fisch, Vogel oder Schlange – die unterschiedlichsten Arten werden heute von Züchtern oder im Zoofachhandel angeboten. Die Fördergemeinschaft Leben mit Heimtieren e.V. (FLH) warnt jedoch vor Impulskäufen. „Wer sich ein Tier anschaffen will, sollte sich vorher genau informieren“, so FLH-Mitglied Roland Zobel. „Jede Tierart hat ihre eigenen Anforderungen, die bei der Haltung beachtet werden müssen. Mit dem Kauf übernehmen die Besitzer eine langfristige Verantwortung gegenüber diesen Lebewesen. Das gilt insbesondere auch für Terrarientiere.“

Neu-Terrarianer haben viele Fragen: Wie werden die neuen Mitbewohner artgerecht gehalten? Wie groß muss das Terrarium sein? Wie hoch die Temperaturen und die Luftfeuchtigkeit darin? Und wie ernährt man die Tiere richtig? Antworten bieten der Fachhandel, Bücher, Zeitschriften und eine wachsende Anzahl von Communities im Netz. Dort erfährt man auch alles über die Technik, die notwendig ist, um im Terrarium einen Lebensraum zu schaffen, der dem natürlichen Habitat der Tiere entspricht. Hier einige Informationen zu den fünf beliebtesten Reptilien der Deutschen:

 

Leopardgeckos – großäugige Wüsten- und Steppenbewohner

Leopardgeckos – großäugige Wüsten- und Steppenbewohner -
Foto: FLH. – Leopardgeckos sind nachtaktive Einzelgänger, können aber mit Artgenossen…

Durch ihre Färbung und ihre großen Augen zählen Leopardgeckos für viele zu den schönsten Reptilien überhaupt. „Die Haltung der etwa 20 Zentimeter langen Tiere ist relativ einfach“, sagt Zobel. „Zu beachten ist: Leopardgeckos sind nachtaktive Einzelgänger, können aber mit Artgenossen zusammenleben – beispielsweise ein Männchen mit mehreren Weibchen oder eine Gruppe von Weibchen.“ Sie brauchen ausreichend Platz, Rückzugsmöglichkeiten und einen Bodengrund aus festem Sand, damit sie graben können. Unabhängig vom Tageslicht ist eine zusätzliche Beleuchtung im Terrarium notwendig. Sie ist zuständig für die Helligkeit, die lebensnotwendige UVA- und UVB-Strahlung, aber auch für die Stoffwechselsteuerung des Geckos, die Tag-/Nachtregelung und die Jahreszeitensimulation. Außerdem sollte es eine Wärmequelle geben, wo sich die wechselwarmen Tiere aufwärmen können. Gefüttert werden Geckos mit Grillen, Heuschrecken und Schwarzkäferlarven, die man im Fachhandel erhält.

 

Rotkehlanolis – tagaktive Anpassungskünstler

Rotkehlanolis -
Rotkehlanolis haben eine gewisse Ähnlichkeit mit Geckos – Foto: Archiv

Rotkehlanolis haben eine gewisse Ähnlichkeit mit Geckos, erreichen eine Länge von etwa 20 Zentimetern und sind hervorragende Kletterer. Die tagaktiven Echsen, die ursprünglich in Amerika beheimatet sind, gehören dank ihrer Anpassungsfähigkeit zu den idealen Terrarienpfleglingen. Ihr Farbspektrum reicht von braun über graubraun bis grün. Das auffälligste Markenzeichen ist die grelle Kehlfahne, mit denen sich die Männchen schmücken. Zobel: „Im Rotkehlanolis-Terrarium sollte ein subtropisches Klima herrschen, mit einer Luftfeuchtigkeit von 50 bis 90 Prozent und Temperaturen zwischen 23 Grad Celsius im Winter und 28 Grad Celsius im Sommer. Neben dem Licht muss es auch eine UV-A- und UV-B-Quelle und eine Wärmelampe geben.“ Das Becken sollte großzügig mit buschigen Pflanzen ausgestattet sein, in denen sich die Tiere verstecken können und die gleichzeitig als Sichtschutz zwischen verschiedenen Sonnenplätzen dienen. Zusätzliche Kletteräste sind wünschenswert. Zu den liebsten Beutetieren des Rotkehlanolis zählen kleinere Insekten wie Fliegen, Heimchen oder Spinnentiere.



 

Bartagamen – lichthungrige Australier

Bartagamen -
Foto: FLH. – Bei Terrarianern sind die aus Australien stammenden Bartagamen besonders beliebt.

Die Familie der Agamen umfasst viele Gattungen und Arten. Bei Terrarianern sind die aus Australien stammenden Bartagamen besonders beliebt. Die Tiere erreichen eine Länge von mehr als 50 Zentimetern – wobei ein Großteil der Gesamtlänge der Schwanz ausmacht. Ein auffälliges Merkmal sind die vielen stacheligen Schuppen am ganzen Körper. Eine Stachelreihe am Unterkiefer, die an einen Bart erinnert, gab den Tieren den Namen. Sie sind überwiegend grau-braun gefärbt, mittlerweile sind aber auch attraktive Farbzuchtformen wie z.B. Super Red oder Citrus erhältlich. Die Pflege gelingt am besten im Wüsten- oder Steppenterrarium, das mit Steinen und Wurzeln eingerichtet wird. Als Bodengrund, in dem die Schuppentiere graben können, bietet sich ein Sand-Lehm-Gemisch an. „Bartagamen sind sehr lichthungrig“, erklärt Zobel. „Die richtige Beleuchtung, ausreichende UVB-Versorgung und eine Wärmelampe, unter der Temperaturen um die 40 Grad Celsius herrschen, sind überlebensnotwendig.“ In freier Natur sind Bartagamen Einzelgänger, es ist jedoch auch möglich, sie in Gruppen zu halten. Allerdings sollte nie mehr als ein Männchen in einem Becken leben. Als Lebendfutter eignen sich für die Reptilien Heuschrecken, Grillen und Schaben – Gemüse, Kräuter und Früchte füttert man dazu. Das wohl auffälligste Verhaltensmuster bei Bartagamen ist die Winterruhe, die bis zu drei Monate dauern kann. Als Vorbereitung wird im Herbst zunächst die Fütterung für ein bis zwei Wochen eingestellt und gleichzeitig die Temperatur sowie Beleuchtung langsam gedrosselt.

 

Kornnattern – ungiftige Schlangen

Kornnatter -
Foto: FLH. – Aufgrund ihres ruhigen Wesens sind Kornnattern für Terrarien-Neulinge eine gute Wahl.

Aufgrund ihres ruhigen Wesens sind Kornnattern für Terrarien-Neulinge eine gute Wahl. Die aus Nordamerika stammende, ungiftige Schlangenart zählt zu den Kulturfolgern, denn sie jagte schon immer gern in der Nähe menschlicher Siedlungen. Aus den zahlreichen in der Natur vorkommenden Farbmutanten und Lokalformen wurden in den letzten Jahren eine Vielzahl unterschiedlicher, schöner Farbvarietäten gezüchtet. Die Tiere erreichen eine Körperlänge von 120 bis 150 Zentimetern und können zwölf bis 15 Jahre alt werden. Für die Kornnatter-Haltung wird nicht viel Technik benötigt: Die Grundbeleuchtung, ein Wärmespot und Messgeräte für Temperatur und Luftfeuchtigkeit reichen aus. Dazu kommen gut fixierte Äste zum Klettern und eine einfache Schlangenhöhle, in die sich die nacht- und dämmerungsaktiven Nattern gelegentlich zurückziehen können. Der FLH-Experte empfiehlt außerdem, sich einen Schlangenhaken für das Anheben der Tiere zuzulegen: „Das erleichtert das Handling der Kornnatter ungemein und stresst sie nicht so sehr wie eine Hand, die ins Terrarium greift.“ Wer Schlangen halten möchte, sollte sich im Klaren darüber sein, dass man diese nicht mit Trockenfutter versorgen kann. Futtertiere wie Mäuse und Ratten erhält man aber heute in der Regel tiefgefroren im Zoofachhandel. Gefüttert wird, je nach Größe der Schlange, nur etwa alle sieben bis zehn Tage. Es ist sinnvoll, damit solange zu warten, bis das Tier nach einer Verdauungsruhe wieder aktiv wird und sein Versteck verlässt.

 

Landschildkröten – langsame Freigänger

Landschildkröte
Foto: FLH. – Für die artgerechte Haltung von Landschildkröten ist eine naturnah angelegte…

Aus dem Mittelmeerraum stammen die meisten Arten der europäischen Landschildkröte. Sie alle stehen unter Schutz und dürfen nicht in der freien Wildbahn gefangen werden. Es gibt jedoch autorisierte Züchter, die den Fachhandel regelmäßig mit Nachwuchs beliefern. „Wer sich für eine Landschildkröte als Heimtier entscheidet, sollte sich bewusst sein, dass er damit eine langfristige Beziehung eingeht“, unterstreicht Zobel. „Die Tiere können 70 bis 80 Jahre alt werden.“ Für die artgerechte Haltung ist eine naturnah angelegte Freilandanlage ideal. Damit sich die Schildkröten darin richtig wohl fühlen, sollte es dort eine Schutzhütte geben und die Möglichkeit bestehen, sich in den Boden einzugraben. Da die Tiere es gerne warm und hell haben, sollten auch eine UVB-Lampe und ein Wärmestrahler vorhanden sein. Landschildkröten sind Vegetarier, für die es im Fachhandel spezielles Trockenfutter gibt. Darüber hinaus kann man ihnen frische Wildkräuter, verschiedene Blattgemüse und Heu anbieten. Im Winter fallen die wechselwarmen Tiere in eine drei bis vier monatige Winterstarre, in der sie nur wenig Sauerstoff und kein Futter benötigen. Wenn die Tage kürzer werden, stellen sie von ganz allein die Nahrungsaufnahme ein. Eine ideale Möglichkeit zum Überwintern ist es, die Tiere in einer Kiste verpackt in den Kühlschrank zu stellen – bei konstanter Temperatur zwischen drei und acht Grad.

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FLH

Text: NED.WORK Agentur + Verlag GmbH
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