Land Hessen muss sich um digitale Lernmittelfreiheit kümmern.
Hanau – „Für den Bereich des digitalen Lernens wirkt die Corona-Krise als Katalysator für die innovative Weiterentwicklung von Konzepten und Methoden“, fasst Hanaus Bürgermeister Axel Weiss-Thiel die aktuellen Entwicklungen im Schulbereich zusammen.
Bisher sei Heim- und Fernunterricht für Lehrerinnen und Lehrer sowie Schülerinnen und Schüler eine unbekannte Form des Lernens. Dabei hat nach den Worten des Schuldezernenten eine Umfrage unter der den Hanauer Schulen erbracht, dass „vor allem die Kompetenzen zur Nutzung digitaler Angebote höchst unterschiedlich ausgeprägt sind, was für alle Beteiligten eine besondere Herausforderung darstellt.“
Seit rund vier Wochen sind alle Schulen geschlossen. Normaler Unterricht kann seither nicht mehr stattfinden. Inzwischen hat sich gezeigt, dass auch über das Ende der Osterferien hinaus eine Rückkehr zum Regelunterricht nicht möglich sein wird. Angeführt von der am Ostermontag veröffentlichten Studie der Nationalen Akademie der Wissenschaften Leopoldina deutet sich an, dass nur eine schrittweise Öffnung der Schulen denkbar ist, und dass vor diesem Hintergrund Konzepte benötigt werden, wie Schule in den nächsten Wochen und Monaten gestaltet werden kann.
Der Stadt Hanau als Schulträger fällt dabei die Aufgabe zu, die technischen Voraussetzungen für digitale Lösungen zu schaffen. „Die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der IT-Abteilung der Beteiligungsholding Hanau GmbH, die für die städtische IT-Infrastruktur zuständig ist, arbeiten mit hoher Priorität daran. Deshalb wird die Stadt nach den Osterferien eine standardisierte und datenschutzkonforme Lehr- und Lernplattform für alle städtischen Schulen bereitstellen können“, lobt Bürgermeister Weiss-Thiel den engagierten Einsatz zur Umsetzung dieses Punktes, der auch Teil des Medienentwicklungsplanes ist, der im Februar durch die Stadtverordnetenversammlung bereits beschlossen wurde.
Bei diesen Anstrengungen, bessere Zugänge für das digitale Lernen zu schaffen, braucht die Stadt Hanau die Unterstützung der Schulen, so Weiss-Thiel, und nennt die Pflege der notwendigen Datensätze und die Einarbeitung in die neuen Unterrichtsformen als Beispiele. „Hier sind wir als Schulträger ausdrücklich auf die Kooperationsbereitschaft der einzelnen Schulen, des Staatlichen Schulamtes und des Hessischen Kultusministeriums angewiesen.“
Für die Schulen dagegen ist es wichtig zu wissen, welche technischen Möglichkeiten es gibt, welche Lösungen sich bewährt haben und welche Lösungen den rechtlichen Ansprüchen des Datenschutzes genügen. Eine Abfrage zu den derzeit genutzten digitalen Kommunikationsmethoden in den Schulen ergab ein sehr heterogenes Bild, fasst der Bürgermeister die Ergebnisse zusammen, und ergänzt, dass sowohl die eingesetzten Technologien als auch die formulierten Anforderungen ganz unterschiedlich sind.
Zudem müssten auch die Lehrerinnen und Lehrer in die Lage versetzt werden, die neue Lehr- und Lernumgebung sicher zu beherrschen. Um also die Schulen für die digitale Zukunft besser aufzustellen, soll es parallel zur Einführung von cloudbasierten Anwendungen für die Schulen auch ein Fortbildungsprogramm über die Volkshochschule Hanau für Lehrerinnen und Lehrer geben. Dabei können die Lehrkräfte sowohl auf online basierte Schulungen als auch auf Präsenzseminare zurückgreifen. Erste Abstimmungsgespräche zwischen dem Stadtschulamt, dem Medienzentrum, dem Staatlichen Schulamt und der VHS, die federführend beim Aufbau der Fortbildungsreihe sein wird, haben bereits stattgefunden.
Der Schuldezernent hat aber neben dem notwendigen Ausbau der Infrastruktur und der Lehrerfortbildung ein weiteres Manko identifiziert, dass das digitale Lernen erschwert. Rückmeldungen der Schulen zeigen nach seinen Worten, dass sowohl die Kompetenzen als auch die technische Ausstattung in den Familien der Schülerinnen und Schüler für digitales „Homeschooling“ sehr unterschiedlich sind. Hier sieht Weiss-Thiel durchaus Anlass zur Sorge. „Vielfach teilen sich mehrere Familienmitglieder einen Computer und besonders in einkommensschwachen Familien fehlen viele Grundvoraussetzungen für digitales Lernen zuhause.“ Dies sei ein Aspekt, so der Bildungsdezernent, der bei allen Diskussionen um digitales Lernen und den Digitalpakt Schule in den letzten Jahren sträflich vernachlässigt worden sei.
Laptops und Tablets werden, so seine Erwartungen, in Zukunft die heutigen Schulbücher zu einem nicht unerheblichen Teil ablösen. Das dürfe aber nicht zu einem Nachteil für Kinder werden, die von zuhause nicht die notwendige Unterstützung dafür erhalten können. „Wenn wir Chancengleichheit und dafür den Grundsatz der Lernmittelfreiheit (Artikel 59 der Hessischen Verfassung und §153 des Hessischen Schulgesetzes) ernst nehmen, muss das Land Hessen, analog der heutigen Schulbücher und sonstigen Lehrmittel, hier deutlich nachbessern“, erinnert der Schuldezernent daran, dass bisher im Fokus des DigitalPakts Schule lediglich die IT-Infrastrukturen an Schulen stehen, um die notwendigen Rahmenbedingungen für das digitale Lernen zu schaffen.
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