Stadt Kassel – Die Corona-Pandemie greift in den Alltag aller Menschen ein und hält Herausforderungen bereit, die es so in Kassel noch nie gegeben hat.
„Deshalb tun wir alles dafür, dass unser dicht geknüpftes soziales Netz in dieser schwierigen Situation hält, dass besondere Härten abgemildert werden und der stadtgesellschaftliche Zusammenhalt weiter gestärkt wird“, betonen Bürgermeisterin und Sozialdezernentin Ilona Friedrich und Ulrike Gote, Stadträtin für Jugend, Frauen, Gesundheit und Bildung. Die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter im Sozial- und Jugendbereich haben schnell und mit großem Engagement auf die Auswirkungen der Pandemie reagiert.
Gerade ältere Menschen, ob sie allein in ihrer Wohnung oder in Pflegeheimen leben oder in Tagespflegeeinrichtungen betreut werden, leiden besonders schwer darunter, dass sie Familie, Nachbarn und Freunde nicht mehr wie gewohnt treffen können. Ebenso sind Besuche in Stadtteilzentren, Teilnahme an gemeinschaftlichen Bewegungsangeboten oder kulturellen Veranstaltungen nicht mehr möglich. Das stellt sie ebenso wie Angehörige und Pflegende vor große Herausforderungen.
Auch in der Corona-Pandemie erhalten ältere und gesundheitlich eingeschränkte Menschen bei der Beratungsstelle ÄLTER WERDEN und dem Pflegestützpunkt weiterhin professionelle Beratung und Unterstützung. Alleinlebende Personen ab 75 Jahre hat die Bürgermeisterin angeschrieben, um sie auf die verschiedenen Beratungs- und Unterstützungsangebote aufmerksam zu machen. Und tatsächlich ist seit Montag dieser Woche die Anzahl der Anfragen in beiden Beratungsstellen deutlich angestiegen. Sofern Ältere sich nicht selbst mit Lebensmitteln und Hygieneartikeln versorgen können, helfen zudem nachbarschaftliche oder ehrenamtliche Strukturen.
„Gerade in der Bereitschaft, in dieser Ausnahmesituation Verantwortung für andere zu übernehmen, zeigt sich, wie breit gemeinwohlorientiertes Handeln in Kassel vorhanden ist“, freut sich Bürgermeisterin Friedrich. Um die beeindruckend vielen Hilfsangebote und Initiativen in den Stadtteilen und deren Akteure zu unterstützen, hat die Stadt Kassel das Freiwilligenzentrum Kassel mit der Koordinierung der unterschiedlichen Angebote beauftragt. Unter dem Titel „Achtsam und Engagiert“ werden Nachfragen mit Angeboten zusammengebracht, über sicheres Engagement informiert und über die Homepage des Freiwilligenzentrums die Netzwerke und Ansprechpersonen sichtbar gemacht. Derzeit gibt es rund 30 lokale und zehn bis zwölf stadtweit agierende Initiativen, die Unterstützung beim Einkaufen für den täglichen Bedarf, dem Ausführen von Haustieren oder niedrigschwellige Gesprächsangebote über Telefone oder den Balkon/das Fenster anbieten. Für eine bessere Vernetzung der Initiativen untereinander moderiert zudem die Abteilung Sozialplanung im Sozialamt der Stadt Kassel in Form von Telefonkonferenzen einen Runden Tisch Corona-Nachbarschaftshilfe. Eine aktuelle Übersicht der der Corona-Nachbarschaftshilfe findet sich auf der Website des Freiwilligenzentrums (www.freiwillig-in-kassel.de).
Soziale Härten abfedern
Um soziale Härten abzufedern, starteten in den letzten Wochen erste Sofortmaßnahmen. Die Weiterzahlung an soziale Träger und Dienstleister aus dem Jugend-, Qualifizierungs- und Sozialbereich erfolgt bis zum 30. April, unabhängig davon, ob die Einrichtungen geöffnet oder geschlossen sind. Im Anschluss gibt es für diese Institutionen finanzielle Unterstützung im Rahmen des von der Bundesregierung beschlossenen Sozialschutzpakets, zu dessen Ausgestaltung es in Hessen noch einer landesgesetzlichen Regelung bedarf. Denn auch nach der Pandemie werden die sozialen Einrichtungen und Dienstleister benötigt. Ebenso werden Institutionen, die im Rahmen von Zuwendungen finanzielle Unterstützung der Stadt Kassel/des Sozialamtes erhalten, weiter finanziert. Sie haben anstelle ihrer originären Leistungen, wie z. B. regelmäßige Treffen für Seniorinnen und Senioren, eine maßgebliche Rolle bei der Beratung der Bürgerinnen und Bürger übernommen und neue kreative Möglichkeiten entwickelt, mit den Menschen weiterhin im Austausch zu bleiben.
Das Sozialamt hat bei der Unterbringung von Obdach- und Wohnungslosen sowie Geflüchteten bedarfsgerechte Unterbringungsmöglichkeiten geschaffen. In den Obdachlosen- und Gemeinschaftsunterkünften können Abstandsregelungen eingehalten werden und wurden die Menschen in unterschiedlichen Sprachen über Hygienemaßnahmen, Abstandsregelungen und Kontaktbeschränkungen informiert.
Ferner werden die beruflichen und sprachlichen Qualifizierungs- und Coaching-Maßnahmen, die das Sozialamt gemeinsam mit kooperierenden Trägern durchführt, soweit möglich telefonisch und digital aufrechterhalten. Neue Lern- und Betreuungsformen werden erprobt. Die Arbeitsgelegenheiten mit Mehraufwandentschädigung (AGH) im Auftrag des Jobcenters werden im Laufe des Monats Mai auf freiwilliger Basis wiederaufgenommen.
Menschen, die auf Hilfe zum Lebensunterhalt, Grundsicherung im Alter oder bei Erwerbsminderung oder auf Wohngeld angewiesen sind, werden selbstverständlich weiterhin in der gewohnten Qualität im Sozialamt beraten. Die Kommunikation erfolgt telefonisch, postalisch oder per E-Mail. Bei der Hilfe zum Lebensunterhalt und der Grundsicherung gelten vorübergehend erleichterte Zugangsvoraussetzungen bei der Einkommens- und Vermögensprüfung. Außerdem wird die Angemessenheitsprüfung der Unterkunfts- und Heizkosten bei Neuanträgen, die im Zusammenhang der Corona-Pandemie gestellt werden müssen, vorübergehend ausgesetzt.
Auch Menschen, die aufgrund einer plötzlichen Erkrankung oder Behinderung einen Betreuer benötigen, bekommen ihn derzeit vom Betreuungsgericht zeitnah zur Seite gestellt. Sonstige Beratungsangebote, wie z. B. Schulden- und Insolvenzberatung, Suchtberatung oder psychosoziale Beratung werden im Rahmen der Möglichkeiten telefonisch von den Trägern weitergeführt. In der Zentralen Fachstelle Wohnen werden außer der Obdachlosenhilfe auch die Schulden- und Insolvenzberatung und die Mietrückstandsübernahmen ebenfalls weiterhin angeboten und bearbeitet.
In der durch die Folgen der Pandemie verursachten Wohnsituation steigt die Gefahr für Konflikte und häusliche Gewalt. Um hierfür vorbereitet zu sein, stellt die Stadt Kassel in Zusammenarbeit mit dem Frauenhaus zusätzliche Appartements bereit. Auch den Kinderschutz hat die Stadt in Zeiten von Corona fest im Blick. „Die Allgemeinen Sozialen Dienste sind nach wie vor durchgängig für Familien erreichbar. Allen Mitteilungen möglicher Kindeswohlgefährdungen gehen wir nach“, erläutert Jugenddezernentin Gote. Einzelgespräche und Beratungen werden zunächst telefonisch durchgeführt. Bei Bedarf finden die Kontakte unter der Beachtung der Hygiene- und Abstandsregeln aber auch bei den Familien oder den großen Besprechungsräumen der Dienststelle statt.
Kinder- und Jugendhotline
Auch in vielen Familien sorgt Corona für Stress. Wo räumliche Enge herrscht, fehlt Raum für Rückzug. Eltern bzw. das alleinerziehende Elternteil machen wirtschaftliche Not und Angst vor Arbeitslosigkeit zu schaffen. Um in dieser Situation zu helfen, hat das Jugendamt frühzeitig unter dem Titel „Wir sind für Euch da“ über die Beratungsstellen für Kinder, Jugendlichen und Familien und deren Angebote breit informiert. Das Jugendamt selbst hat eine Hotline geschaltet: Montag bis Sonntag von 14 bis 20 Uhr sind Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des Jugendamtes erreichbar und bieten telefonische Beratung und Austausch für Kinder und Jugendliche.
Da Nachhilfe – gefördert aus dem Bildungs- und Teilhabepaket – zurzeit nicht als Präsenz-Unterricht erfolgen kann, haben die Schülerinnen und Schülern die Möglichkeit, Nachhilfe auch als online-Angebot wahrzunehmen. Die privaten und gewerblichen Anbieter sind informiert, dass die Kosten für bereits bewilligte Lernförderung unter Berücksichtigung der vereinbarten Bedingungen auch für die veränderte Lernform übernommen werden können.
Finanzielle Hilfen für Familien
Die Corona-Krise kann ebenfalls dazu führen, dass getrenntlebende Elternteile keine Unterhaltszahlung mehr erhalten, weil deren ehemaliger Partner oder Partnerin aufgrund wegfallender Einnahmen dafür nun nicht mehr aufkommen kann. Dazu Stadträtin Ulrike Gote: „Elternteile, die im Zuge der Pandemie keine Unterhaltszahlungen mehr erhalten, können sich vertrauensvoll an die Abteilung für Unterhaltsvorschuss des Kasseler Jugendamts wenden, um kurzfristig Unterstützung zu erhalten.“
Eine weitere unkomplizierte Hilfe ist, dass Eltern, die in der aktuellen Lage die Beitragszahlungen für die Kita nicht mehr stemmen können, diese vom Amt Kindertagesbetreuung übernommen bekommen. „Wir als Stadt zahlen derzeit unsere Betriebskostenzuschüsse an die Kitas in voller Höhe weiter, um diese nicht nur in Krisenzeiten systemrelevanten Einrichtungen zu unterstützen. In gleicher Weise erhoffen wir uns, dass diejenigen Eltern, die es sich auch trotz der Krise weiterhin leisten können, die Kita-Beiträge weiterbezahlen. Sollte dies nicht möglich sein, steht die Stadt selbstverständlich helfend zur Seite.“
Bürgermeisterin Ilona Friedrich und Stadträtin Ulrike Gote: „Da wir noch lange mit den Folgen der Corona-Pandemie leben müssen, werden alle unsere Maßnahmen und Initiativen ständig angepasst und weiterentwickelt. Unser Ziel ist es, die gesamte Bandbreite sozialer Unterstützung noch engmaschiger zu gestalten und gestärkt aus der Krise herauszukommen. Unser Dank gilt den Kolleginnen und Kollegen, die im Sozial- und im Kinder- und Jugendbereich bei der Stadt und den Kooperationspartnern in den zahlreichen Einrichtungen und Institutionen in Kassel und der Region unter erschwerten Rahmenbedingungen tätig sind und für die Hilfesuchenden und Anspruchsberechtigten jeden Alters täglich ihr Bestes geben!“
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