Wiesbaden – Umwelt: Renaturierungen am Erlenbach und Aubach

Staatssekretär Oliver Conz übergibt Umweltdezernent Andreas Kowol Förderbescheide in Höhe von rund 339.000 Euro mit denen das Land Hessen zwei Renaturierungsprojekte in Wiesbaden unterstützt.

Mittelrhein-Tageblatt - Deutsches Tageblatt - News - Wiesbaden -Wiesbaden – Umwelt: Umweltdezernent Andreas Kowol erklärt bei der Entgegennahme der Förderbescheide am Grorother Hof in Frauenstein: „Die Landesmittel ermöglichen uns die Umsetzung zweier wichtiger Renaturierungsmaßnahmen am Erlenbach und Aubach. Ziel ist es, die Fließgewässer so zu gestalten, dass sie für Fische und andere Wasserorganismen wieder durchlässig werden – in und gegen die Fließrichtung. Dafür schaffen wir ökologisch hochwertige Naturräume, die, dem sogenannten Trittsteinprinzip folgend, barrierelos und miteinander vernetzt sind.“

Staatssekretär Oliver Conz betont: „Mit der Renaturierung erhalten beide Bäche wieder Raum sich naturnah zu entwickeln. Erlenbach und Aubach werden damit lebenswerter für gewässerbewohnende Tierarten und bieten besseren Rückhalt bei Starkregen. Gleichzeitig bieten die wieder freigelegten Bachläufe Gelegenheit, Natur zu erleben. Die Maßnahmen sind außerdem ein wichtiger Baustein, um die Anforderungen der europäischen Wasserrahmenrichtlinien zu erfüllen, die darauf gerichtet sind, den Zustand der hessischen Gewässer deutlich zu verbessern.“

Das Umweltamt der Landeshauptstadt Wiesbaden beauftragt und begleitet die Baumaßnahmen an beiden Gewässern. Der fragliche Abschnitt am Erlenbach verläuft in Frauenstein unterhalb der Grorother Straße und anschließend in einer Streuobstwiese – derzeit noch in einem über 80 Meter langen Betonrohr. Hinter der Verrohrung befindet sich ein Absturz, der eine Barriere für Fische und andere Wassertiere ist. Das anschließende Gewässerbett ist sowohl an der Sohle, als auch im Uferbereich mit massiven Steinen gesichert.

Ziel der Maßnahme ist es, die Verrohrung weitestgehend abzubrechen und einen natürlich verlaufenden Gewässerabschnitt zu erstellen. Die Höhendifferenz der Abstürze wird im natürlichen Gefälle in natürlicher Bauweise, über sogenannte offene Riegelrampen ausgeglichen. Ein Feldweg, der sich oberhalb der Verrohrung befindet, wird durch ein Brückenbauwerk ersetzt.

Im weiteren Verlauf des Gewässers wird rechtsseitig des Baches die Ufer- und Sohlbefestigung entfernt, was dem Bach die Entwicklung einer natürlichen Gewässerstruktur ermöglichen wird. Voraussetzung dafür war der Erwerb der Fläche durch die Stadt Wiesbaden. Die massive Uferbefestigung auf der linken Bachseite bleibt zur Sicherung der historischen, denkmalgeschützten Mauer erhalten.

Die seit April 2019 plangenehmigte Maßnahme umfasst Gesamtkosten in Höhe von etwa 218.000 Euro und wird zu 85 Prozent durch Landesmittel gefördert. Die Landeshauptstadt Wiesbaden trägt einen Eigenanteil von 38.230 Euro.

Der Aubach, der Bestandteil des Wickerbachsystems ist, verläuft östlich von Naurod geradlinig durch Wiesentäler. Ein ehemaliges, weitestgehend verfallenes Wehrbauwerk bildet ein Wanderhindernis für Fische und andere Wasserorganismen. Um den Sohlabsturz wieder durchgängig zu gestalten, wird auf der in Fließrichtung linken Seite ein Umgehungsgerinne geschaffen, welches einen naturnahen, eigendynamischen Gewässerverlauf erhalten soll. Im Zuge der Maßnahme wird der Bach an dieser Stelle auf einer Gesamtlänge von 270 Metern renaturiert. Um die Gesamtmaßnahme verwirklichen zu können, wurde im Vorfeld ein Grundstück von 10 Meter Breite entlang des Baches angekauft.

Um den naturnahen Bach für die Allgemeinheit erlebbarer zu machen, wird ein treppenartiger Zugang aus Baumstämmen angelegt, der auch als Sitzgelegenheit dient, und den direkten Zugang an das Gewässerbett ermöglicht.

Im Aubach gibt es Vorkommen des besonders geschützten Steinkrebses. Die einheimische Krebsart kommt nur noch in sehr wenigen Gewässern vor und wird massiv von eingeschleppten Krebsarten, wie dem Signalkrebs oder dem Kamberkrebs bedroht.

Ebenfalls bedrohlich für den Steinkrebs ist die sogenannte Krebspest, die von dem Amerikanischen Flusskrebs übertragen wird. Der Krankheitserreger kann auch über kontaminierte Baumaschinen und Werkzeuge einen Übertragungsweg finden, weshalb alle eingesetzten Geräte im Vorfeld desinfiziert werden.

Auch diese Maßnahme wird vom Land Hessen mit 85 Prozent der Gesamtkosten, die bei 200.000 Euro liegen, bezuschusst. Damit muss die Landeshauptstadt Wiesbaden rund 41.000 Euro aufwenden.

Der Baubeginn für beide Maßnahmen ist für den Herbst 2020 vorgesehen.

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