Dresden – Witterungsrückblick 2021: Endlich nicht mehr zu trocken

Grundwasserstände in Dresden leicht angestiegen, aber noch nicht wieder ausgeglichen.

Mittelrhein-Tageblatt - Deutsches Tageblatt - News - Dresden -Dresden (SN) – Für die Landeshauptstadt Dresden ergibt die Auswertung der meteorologischen Daten ein durchschnittlich temperiertes, etwas zu feuchtes Jahr 2021. Bei genauerem Hinsehen entpuppt sich der Durchschnitt als Mittelwert vieler Extreme, sei es beim Niederschlag oder den Temperaturen. Auch einige meteorologische Besonderheiten gab es 2021 zu erleben.

Für das vergangene Jahr beträgt die Durchschnittstemperatur in Dresden 9,6 Grad Celsius. Nach sieben Jahren wurde damit die 10-Grad-Marke erstmalig wieder unterschritten. Im Vergleich zur Klimareferenzperiode 1961 bis 1990 war das vergangene Jahr damit 0,7 Grad zu warm. Bezieht man die Werte auf den aktuell zurückliegenden 30-Jahres-Bezugszeitraum 1991 bis 2020, war 2021 allerdings 0,2 Grad zu kalt.

Mit insgesamt 1.657 Sonnenstunden war 2021 das Jahr mit den wenigsten Sonnenstunden seit 2014. Im Vergleich zum Mittelwert 1961 bis 1990 waren es dennoch 105 Sonnenstunden mehr. Doch schaut man auf die vergangene 30-Jahresperiode 1991 bis 2020 zurück, gab es 112 Stunden weniger.

Die gemessene Niederschlagssumme für Dresden in 2021 beträgt 736 Millimeter. Nach vier deutlich zu trockenen Jahren fiel (endlich) wieder überdurchschnittlich viel Regen. Im Vergleich zur Klimareferenzperiode 1961 bis 1990 ist dies ein Niederschlagsüberschuss von knapp zehn Prozent, verglichen mit dem Mittelwert 1991 bis 2020 ein Überschuss sogar von 16 Prozent. Dem einen oder anderen wird das letzte Jahr sehr trüb und regenreich vorgekommen sein. Diese Vermutung bestätigt sich, wenn man die Anzahl der Niederschlagstage betrachtet: 2021 regnete es immerhin an 19 Tagen mehr im Vergleich zum Zeitraum 1991 bis 2020. Der Begriff Niederschlagstag bedeutet, dass eine Regenmenge von mehr als 0,1 Millimeter registriert wird.

Im Jahr 2021 sind die Grundwasserstände gegenüber den vergangenen Jahren damit wieder leicht angestiegen. Positiv wirkte sich neben der Niederschlagssumme des vergangenen Jahres auch die erhöhte Wasserführung in der Elbe aus. Mitte Dezember unterschritten die Messstellen des städtischen Messnetzes den monatstypischen Grundwasserstand im Durchschnitt um etwa 30 Zentimeter. Im Dezember 2020 betrug diese Unterschreitung noch einen knappen halben Meter und im Dezember 2019 lag sie bei einem Dreiviertelmeter. Der Gesamtwasserhaushalt ist jedoch weiterhin noch nicht wieder ausgeglichen. Während im Oberboden aktuell ausreichend Wasser vorhanden ist, sind tiefere Bodenschichten weiter zu trocken. Um dieses Bodenwasserdefizit aufzufüllen, bedarf es weiterer ergiebiger Niederschläge, besonders über die Wintermonate, in denen die Verdunstung aufgrund niedrigerer Temperaturen und geringerer Sonneneinstrahlung reduziert ist.

Die Witterung im Detail
Das Jahr 2021 startete sehr trüb. Mit einer Monatssumme von lediglich 26 Stunden schien die Sonne im ersten Monat des Jahres weniger als halb so viel im Vergleich zum Mittelwert 1991 bis 2020. Es war der trübste Januar seit 1977 (24 Sonnenstunden).

Im Februar sorgte das Aufeinandertreffen sehr milder, feuchter Luft vom Atlantik und kalter Polarluft über Mitteldeutschland für Winter satt. Neun Tage lang blieb die Tagesmaximumtemperatur unter dem Gefrierpunkt. Eine über mehrere Tage anhaltende geschlossene Schneedecke ermöglichte Rodelspaß und Skiausflüge sogar im Elbtal. Am 10. Februar wurde die tiefste Temperatur für das Jahr 2021 mit 16,2 Grad Celsius unter Null gemessen.

Ein seltenes Phänomen erstaunte die Dresdner: Durch den Eintrag von Saharastaub weit in den Norden nach Mitteleuropa war eine rötliche Verfärbung des Schnees, der sogenannte „Blutschnee“, zu beobachten.

In der letzten Februarwoche brachte das Hoch ILONKA den absoluten Wetterkontrast zu den Vortagen. Das Hoch lenkte subtropische Luft nach Deutschland. Am 25. Februar wurde mit einer Tageshöchsttemperatur von 20 Grad Celsius ein neuer Temperaturrekord verzeichnet. Trotz beider Extreme entspricht die Monatsmitteltemperatur mit 0,5 Grad Celsius nahezu dem Klimareferenzwert 1961 bis 1990, der bei 0,4 Grad Celsius liegt.

Der Frühling 2021 ist der drittkälteste der letzten 30 Jahre. Um 1,9 Grad lag die mittlere Frühlingstemperatur unter dem Mittelwert 1991 bis 2020. Besonders der April zeigte den Menschen in Dresden die kalte Schulter. Mit 6,4 Grad Celsius im Monatsmittel war es der viert kälteste seit 1961. Zehn Frosttage wurden registriert. Letztmalig traten 1997 so lange Spätfröste auf.

Der Sommer 2021 ist mit einer Gesamtniederschlagssumme von 360 Millimetern der zweitregenreichste Sommer seit 1961. Nur 1987 fiel mit 373 Millimetern noch mehr Regen.
In den Sommermonaten wurden nur vier heiße Tage (Tage an denen die Maximumtemperatur 30 Grad Celsius erreicht oder überschreitet) gemessen. Das ist die geringste Zahl seit neun Jahren. Dennoch gab es den zweitwärmsten Juni seit 1961. Die Monatsmitteltemperatur erreicht 20,2 Grad Celsius. Nur 2019 war es mit 22,1 Grad Celsius noch wärmer. Der heißeste Tag des Jahres wurde dann auch im sechsten Monat gemessen. Am 19. Juni erreichte das Thermometer eine Tageshöchsttemperatur von 33,6 Grad Celsius. Der Spitzenwert an der Messstation Klotzsche liegt bei 37,3 Grad Celsius.

Erstaunlich ist, dass der Juni 2021 trotz der hohen Temperaturen gleichzeitig der viertnasseste seit 1961 ist. Mit einer Regensumme von 128 Millimetern wurde die doppelte Regenmenge im Vergleich zum Mittelwert der Jahre 1991 bis 2020 gemessen. Ein heftiges Starkregenereignis in der Nacht vom 29. zum 30. Juni trug hierzu bei. An der Station Klotzsche wurden in jener Nacht 56 Millimeter Regen angezeigt. Dadurch gab es einige Schadensfälle, verursacht vor allem durch Rückstau aus der Kanalisation.

Auch im Juli regnete es überdurchschnittlich viel. Mit einer Monatssumme von 129 Millimetern ist es der achtnasseste Juli seit 1961. Glücklicherweise blieb Dresden von den folgenschweren Starkregengüssen, wie sie sich in Nordrheinwestfalen oder im Landkreis Sächsische Schweiz-Osterzgebirge ereigneten, weitestgehend verschont.

Im Herbst zeigte sich der Oktober dagegen von einer ganz anderen Seite. Mit nur 13 Millimetern Niederschlag in Dresden ist er der vierttrockenste seit 1961. Es fehlen zwei Drittel der durchschnittlichen Regenmenge zum Referenzzeitraum 1961 bis 1990. Zudem fegte am 21. Oktober Herbststurm IGNATZ mit Windstärke 11 über Sachsen. In Klotzsche wurden Orkanböen mit einer Windgeschwindigkeit von 119,2 Kilometer pro Stunde gemessen. Dies war einer der stürmischsten Tage für Dresden. Parks und Gärten wurden geschlossen und der Regionalverkehr eingestellt. Viele Bäume fielen dem Sturm zum Opfer und die Feuerwehr war im Dauereinsatz.

Und wie sah es im ersten Wintermonat und letzten Monat des Jahres aus? Oft gibt es das berüchtigte Weihnachtstauwetter mit einem Wintereinbruch zu Silvester. In diesem Jahr werden die Dresdnerinnen und Dresdner hingegen mit einer zarten Schneedecke am ersten Weihnachtsfeiertag beschert. Mit einer Maximumtemperatur von minus 1,1 Grad Celsius ist es so kalt wie letztmalig 2010. In der Nacht vom 24. zum 25. Dezember sinkt die Temperatur auf minus 10,4 Grad Celsius, der viertkälteste Wert seit 1961. Im Kontrast dazu stehen die letzten Tage vor dem Jahreswechsel. Auf der Rückseite von Hoch CHRISTINE strömte sehr milde Atlantikluft aus dem Süden nach Deutschland. Am 31. Dezember wurde ein neuer Temperaturrekord gemessen: Die Tagesmitteltemperatur betrug 13 Grad Celsius, die Tageshöchsttemperatur erreichte 15,1 Grad Celsius, an der Station in der Neustadt wurden sogar 16,2 Grad Celsius gemessen.

Hintergrund
Interessant bei der Betrachtung der Referenzzeiträume: Der Deutsche Wetterdienst bzw. die Weltorganisation für Meteorologie (WMO) legte mit Wechsel der Referenzperiode im Jahr 2021 fest, dass „(…) für die Bewertung langfristiger Klimaentwicklung die WMO-Referenzperiode 1961–1990 beibehalten wird, da dieser Zeitraum nur zum Teil von der aktuell zu beobachteten beschleunigten Erwärmung betroffen ist.“ (Quelle: www.dwd.de)
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