Simmern im Hunsrück – Bodenständige Leuchtturm-Projekte beeindrucken internationale Fachjournalisten: Energiewende im Rhein-Hunsrück-Kreis lässt Reisegruppe aus zwölf Nationen staunen

Gespräche mit Ortsbürgermeistern und „Machern“ vor Ort.

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Landrat a.D. Bertram Fleck (3.v.r.) und Ingo Börsch (2.v.r.) erläutern der Besuchergruppe – simultan übersetzt – die Entstehungsgeschichte der Geierlay-Hängeseilbrücke und ihren Zusammenhang mit Erträgen aus Windkraftanlagen. Bildquelle: Energieagentur Rheinland-Pfalz

Simmern im Hunsrück – Schon die Teilnehmerliste macht Eindruck: Namen wie BBC, Radio Russia, Deutsche Welle, The Independent oder Times of India sind darauf zu finden – Medien, für die das gute Dutzend internationaler Journalisten arbeitet, die jetzt einen Tag ihres zweitägigen Deutschland-Aufenthaltes nutzten, um herausragende Klimaschutz-Projekte im Rhein-Hunsrück-Kreis anzuschauen. Sichtlich beeindruckt stiegen die Berichterstatter aus aller Welt am Ende in den Bus, der sie zurück zum Frankfurter Flughafen brachte. Sehr beeindruckt zeigte sich auch Landrat Dr. Marlon Bröhr: „Ich habe bei meinen Gesprächen mit den Reportern eine enorme Wertschätzung für unsere Energiewende-Akteure hier im Kreis wahrgenommen. Und wenn Fachjournalisten aus zwölf Ländern und vier Kontinenten über unsere Fortschritte staunen, dann ist das für alle Aktiven ein großes Lob und zugleich Motivation.“

Diese Anerkennung können neben Kreisklimaschutzmanager Frank-Michael Uhle und Landrat a.D. Bertram Fleck, die die Besuchergruppe durch die Besichtigungen und Vorträge geleiteten, an diesem Tag vor allem vier Männer auf sich und ihre Mitstreiter beziehen: Volker Wichter und Marc Meurer für den Nahwärmeverbund Neuerkirch-Külz, Marcus Kirchhoff und Ingo Börsch für das wagemutige Geierlay-Projekt, das ohne die langfristig gesicherten Windkraft-Erträge der Gemeinde nie zustande gekommen wäre.

„Fantastic, fantastic!“, jubelte Kolawole Talabi auf der Brücke. Der Journalist des renommierten „Massachusetts Institute of Technology“ in Boston (USA) bezog dies ausdrücklich nicht allein auf den gefühlten „Schwebezustand“ auf der Hängeseilbrücke, sondern eben auch auf die „bodennahen“ Initiativen etwa in Neuerkirch und vielen anderen Hunsrück-Dörfern.

Auf deren Bedeutung hatte Bertram Fleck zuvor mehrfach hingewiesen: „Für jeden erfolgreichen Energiewende-Ansatz brauchen Sie engagierte Leute vor Ort!“ Eine Erfahrung, die sich laut Axel Bernatzki von der Energieagentur Rheinland-Pfalz immer wieder bestätigt. Nur mit Hilfe etablierter Kümmerer lasse sich die Wahrheit jenes oft zitierten Satzes beweisen, den Fleck den Besuchern zugerufen hatte: „Alles gilt so lange als völlig unmöglich, bis es einer einfach macht.“

Die Chancen einer dezentralen, von Bürgern und Kommunen getragenen Energiewende deutlich zu machen, war das erklärte Anliegen der Veranstalter dieser Journalisten-Reise. „Clean Energy Wire“ wird getragen von der gemeinnützigen Mercator-Stiftung und organisiert unter anderem Exkursionsprogramme zu Klimawandel-Themen für ausländische Berichterstatter. In diese Zielsetzung passt bestens das Raiffeisen-Zitat, eigens von Bertram Fleck ins Englische übertragen und dem deutschen Original-Plakat nachempfunden: „The money of the village for the village“ – „Das Geld des Dorfes dem Dorfe.“

Um welche Summen es dabei geht, verdeutlichte Klimaschutzmanager Uhle: Jedes Jahr verbleiben nach konservativer Rechnung mehr als 43 Millionen Euro an Wertschöpfung aus Erneuerbaren Energien im Kreisgebiet. Geld, das früher vor allem für den Import fossiler Brennstoffe ausgegeben werden musste, sorgt jetzt für Umsätze und Arbeitsplätze in der Region.

Auch diesen Aspekt nehmen die internationalen Berichterstatter in ihre Heimatländer mit. Ihre Berichte können sehr wohl dazu beitragen, dass schon bald in Moldawien, Nigeria, Taiwan, Indien, Georgien, Spanien, Russland, Bangladesch, Mexiko, Irland oder den USA Projekte angegangen werden, die sich an Vorbildern orientieren, die bereits erfolgreich umgesetzt sind – zwischen Soonwald und Ehrbachklamm, zwischen Hahn und Mittelrheintal.

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Doris Becker
Kreisverwaltung Rhein-Hunsrück-Kreis
Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
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55469 Simmern