Frankfurt am Main – Trude Simonsohn zur ersten Ehrenbürgerin Frankfurts ernannt

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v.l.n.r.: Stephan Siegler, Stadtverordnetenvorsteher, Trude Simonsohn, Oberbürgermeister Feldmann; Foto: Heike Lyding

Frankfurt am Main (HE) – (kus) Am Sonntag, 16. Oktober, wurde Trude Simonsohn in der Paulskirche zur ersten Ehrenbürgerin Frankfurts ernannt.

Trude Simonsohn wurde 1921 in Olmütz geboren. Nach dem Einmarsch der Wehrmacht wurde sie nach Theresienstadt und Auschwitz verschleppt. 1955 zog sie nach Frankfurt, wo sie im Vorstand der Jüdischen Gemeinde Verantwortung übernahm, von 1989 bis 2001 als Gemeinderatsvorsitzende. Seit 1975 tritt sie als Zeitzeugin auf. Trude Simonsohn erhielt 1993 die Ehrenplakette der Stadt Frankfurt und 2010 den Ignatz-Bubis-Preis.

Oberbürgermeister Peter Feldmann dankte der neuen Ehrenbürgerin in sehr persönlichen Worten für ihre großen Verdienste um Frankfurt: „Trude Simonsohn ist eine unglaublich gute Zuhörerin. Eine Frau, die für ihre Überzeugungen brennt, sich einsetzt. Ungerechtigkeit und Unfreiheit nicht akzeptiert, sondern bekämpft. Sie begegnet anderen Menschen immer von gleich zu gleich, sie erzeugt keine Befangenheit, sondern nimmt sie. Eine Pädagogin im besten Sinne dieses Wortes. Im Öffentlichen, wie im Familiären. Im Öffentlichen sind es die Empathie, die Offenheit, die verstehende Zuwendung, die den vielen, vielen Zuhörern nicht die Scham und Betroffenheit genommen hat, die unausweichlich sind, wenn wir uns menschliches Gefühl bewahrt haben. Aber Scham und Betroffenheit sind der Ausgangspunkt, wenn sie den Anstoß geben zu mehr Zivilcourage, mehr Menschlichkeit, mehr Einsatz für die soziale Demokratie. Dafür steht Trude Simonsohn: Dass aus der Erinnerung an die Opfer der Verbrechen der Nazis, an den Rassenhass und den geschichtlich einmaligen Zivilisationsbruch, der Wille zur Gestaltung im Hier und Jetzt lebendig wird. Dann verharren wir nicht in Hinnahme, sondern werden gemeinsam aktive Streiter für unsere Freiheit und Demokratie!“

Trude Simonsohn zeigte sich von der Ehrung ihrer Heimatstadt tief bewegt: „Ich bin in Olmütz geboren. Ich habe Theresienstadt und Auschwitz überlebt. Ich kann die Flüchtlinge von heute sehr gut verstehen. In Frankfurt haben meine Familie und ich ein Zuhause gefunden. Frankfurt bin ich tief verbunden. Hier habe ich viele Freunde gefunden. Bei offziellen Anlässen trage ich immer die Ehrenplakette der Stadt, auf die ich sehr stolz bin. In Frankfurt und Umgebung hören die Menschen, vor allem viele junge Menschen mir zu. Sie verstehen mein Schicksal – und sie zeigen Zivilcourage gegen Unmenschlichkeit heute. Danke an alle, die Zivilcourage zeigen. Danke an meine Stadt Frankfurt.“

Oberbürgermeister Peter Feldmann: „Angesichts der Lebensgeschichte unserer neuen Ehrenbürgerin ist es alles andere als selbstverständlich, dass sie nun schon seit 1955 in Frankfurt wohnt. Es macht mich glücklich, wenn ich in ihrer Autobiographie lese: ‚Das Zuhause meiner Kindheit existiert nur noch in meiner Erinnerung. Heute kann ich sagen, dass ich vielleicht nicht in Deutschland, ganz sicher aber in Frankfurt zu Hause bin.‘ Wir sind zutiefst dankbar für dieses Vertrauen.“

Abschließend Oberbürgermeister Peter Feldmann: „Heute haben wir mit Trude Simonsohn der ersten Frau die Ehrenbürgerinnenwürde verliehen. Seit Beginn der Auszeichnung wurden lediglich Männer mit ihr geehrt. Mit dem heutigen Tag treten wir in Frankfurt hoffentlich in eine neue Ära ein, die in Zukunft den Verdiensten von Frauen für Frankfurt endlich angemessen gerecht wird.“