Wertheim (BW) – Der Oberbürgermeister gab sich selbstbewusst. Auch wenn er noch nicht lange im Amt sei, sagte Markus Herrera Torrez bei der Übergabe des neuen Bahnsteigs, „war ich mir ganz sicher: Für die Reicholzheimerinnen und Reicholzheimer ist es kein Problem, die Ortswette zu gewinnen“. Tatsächlich waren weit mehr als die geforderten 25 Personen mit Schaufel oder Pickel, manche sogar mit beidem, gekommen. Deshalb verdoppelte die Westfrankenbahn nicht nur die ursprünglich ausgelobten 500 Euro, sondern legte flugs namens des Bauunternehmens Strabag noch einmal 500 Euro drauf.
Die Übergabe des modernisierten und barrierefrei umgebauten Bahnsteigs Reicholzheim fand am Freitagnachmittag statt. Dennis Kollai, Sprecher der Geschäftsführung der Westfrankenbahn, begrüßte dazu zahlreiche Gäste. Doris Kaiser, Referatsleiterin im Stuttgarter Verkehrsministerium, betonte in ihrem Grußwort, die Beseitigung von Barrieren im Öffentlichen Personennahverkehr und die Verbesserung von Bahnhalten sei der Regierung ein Anliegen. Ursprünglich habe der Bund nur drei von 33 gemeldeten Projekten in sein Zukunftsinvestitionsprogramm aufgenommen. Erst nach mehrfacher Intervention des Landesverkehrsministers bei seinem Kollegen im Bund seien drei weitere berücksichtigt worden, darunter Reicholzheim. Die Kosten von rund 800.000 Euro teilen sich der Bund zur Hälfe und das Land zu einem Viertel. Das restliche Viertel steuern der Main-Tauber-Kreis und die Große Kreisstadt Wertheim bei.
Der „große Bahnhof für einen kleinen Bahnsteig“ habe seine Berechtigung, denn es handle sich um ein wichtiges Ereignis, stellte Oberbürgermeister Herrera Torrez fest. Wenn es denn stimme, dass unter allen Verkehrsmitteln die Bahn das klimafreundlichste sei, dann sei es umso wichtiger, dass die Menschen dieses verlässlich und bequem nutzen könnten. Die Taubertalbahn, so der OB, habe auch eine bedeutende Funktion als Transportmittel im täglichen Schüler- und Berufsverkehr. Umso notwendiger und anerkennenswerter sei das Engagement aller Verantwortlichen, der Westfrankenbahn vorneweg.
Ein „herzliches Dankeschön“ zollte auch Landrat Reinhard Frank der Westfrankenbahn. „Sie ist für unseren Raum ein Glücksfall.“ Frank erinnerte daran, dass man noch vor zwölf Jahren um den Erhalt der Strecke gekämpft habe. In der Zwischenzeit sei viel erreicht worden. „Die Bahn funktioniert aber nur gut, wenn wir sie nutzen“, mahnte der Landrat.
„So viele Facharbeiter mit Werkzeug habe ich selten gesehen“, schmunzelte Strabag-Prokurist Stefan Under angesichts der vielen, die mit Schaufel und Pickel zum Bahnsteig gekommen waren. Nach der gewonnenen Ortswette freute sich nicht nur Ortsvorsteher Sebastian Sturm über den unerwartet warmen Geldregen. Von den zunächst ausgelobten 500 Euro hatte man einen Kühlschrank anschaffen wollen, den die Vereine in der Halle nutzen können. Der Kühlschrank fällt nun vielleicht etwas größer aus, und weitere soziale Verwendungszwecke für den erhöhten Wetterlös, so Sturm, wird man noch finden.
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