Stellenabbau bei Bosch: Über 1.000 Stellen werden in Reutlingen gestrichen – Reutlingen – 23. Juli 2025 | Der Technologiekonzern Bosch steht vor einem massiven Umbruch: Am Standort Reutlingen sollen bis Ende 2029 rund 1.100 Stellen in der Steuergeräteproduktion wegfallen. Der Konzern reagiert damit auf weltweiten Wettbewerbsdruck und sinkende Nachfrage im Automobilsektor. Betroffen sind vor allem Beschäftigte in der Fertigung für elektronische Steuergeräte – ein Bereich, der laut Bosch nicht mehr wettbewerbsfähig sei.
Strategiewechsel hin zur Chipproduktion
Bosch begründet die Entscheidung mit strukturellen Veränderungen auf dem Markt. Die Nachfrage nach klassischen Steuergeräten gehe zurück, während Halbleiter – insbesondere sogenannte Siliziumkarbid-Chips (SiC) – stark an Bedeutung gewinnen. In Reutlingen soll künftig verstärkt auf diese Zukunftstechnologie gesetzt werden. Bis 2025 plant das Unternehmen, die Reinraumflächen für die Chipfertigung deutlich auszubauen.
„Der Umbau ist notwendig, um den Standort langfristig zu sichern“, erklärte Bereichsvorstand Dirk Kress. Die geplanten Maßnahmen seien schmerzhaft, aber unumgänglich, um wettbewerbsfähig zu bleiben.
Sozialverträgliche Lösungen geplant
Konkrete Schritte zum Stellenabbau wurden noch nicht beschlossen. Bosch führt aktuell Gespräche mit dem Betriebsrat und betont, dass der Prozess möglichst sozialverträglich gestaltet werden soll. Denkbar sind Versetzungen innerhalb des Unternehmens, interne Weiterbildungen oder Altersteilzeitregelungen.
Der Betriebsrat zeigt sich jedoch besorgt. Die Verunsicherung unter den Beschäftigten sei groß, und viele fürchten um ihre berufliche Zukunft. Die IG Metall kündigte an, die Pläne genau zu prüfen und Alternativen einzufordern.
Auch Bosch Engineering betroffen
Neben dem Werk in Reutlingen steht auch die Tochterfirma Bosch Engineering vor Stellenkürzungen. Bis zu 460 Arbeitsplätze könnten dort weltweit entfallen – rund 380 davon an den Standorten Abstatt bei Heilbronn sowie Holzkirchen. Auch hier sei ein wachsender Wettbewerbsdruck der Grund für den Abbau.
Teil eines größeren Sparkurses
Der Stellenabbau in Reutlingen ist Teil eines umfassenden Sparkurses bei Bosch. Seit Ende 2023 kündigte der Konzern weltweit den Abbau von bis zu 15.000 Arbeitsplätzen an, davon allein über 9.000 in Deutschland. Die nun bekannt gewordenen Maßnahmen reihen sich in diese Strategie ein.
Ausblick: Transformation mit Folgen
Bosch will sich künftig stärker auf Zukunftstechnologien fokussieren – insbesondere auf den Halbleitermarkt, der für moderne Elektromobilität und Industrieanwendungen entscheidend ist. Für die Region Reutlingen bedeutet das allerdings vorerst Unsicherheit. Zwar betont Bosch die Standorttreue, doch viele Mitarbeiter stehen vor einem tiefgreifenden Wandel – oder gar dem Verlust ihres Arbeitsplatzes.
Wie sozialverträglich der Stellenabbau am Ende wirklich umgesetzt wird, dürfte sich in den kommenden Monaten zeigen. (hk)