Ergebnisse der Prognose fließen in Fachplanungen und Konzepte der Landeshauptstadt ein.
Dresden (SN) – Die Kommunale Statistikstelle der Landeshauptstadt Dresden legt eine neue städtische Bevölkerungsprognose vor. Im Vergleich zu den letzten Prognosen kommt es zu einem deutlich geringeren Bevölkerungszuwachs und zu einem Geburtendefizit.
Erster Bürgermeister Detlef Sittel: „Laut Prognose wird die Einwohnerzahl Dresdens von rund 561.300 Einwohnern Ende Juni dieses Jahres auf etwa 578.600 Einwohner im Jahr 2035 steigen. Die Einwohnerzahl würde demnach in den kommenden 15 Jahren um rund 17.300 Personen oder 3,1 Prozent wachsen.“
Ausgangspunkt der Berechnungen bildet der Bevölkerungsstand nach dem Einwohnermelderegister der Stadt zum 30. Juni 2020. Die Ergebnisse der Prognose fließen in zahlreiche Fachplanungen und Konzepte der Landeshauptstadt ein, insbesondere in Kita- und Schulnetzplanung.
Für die einzelnen Altersgruppen werden unterschiedliche Entwicklungen prognostiziert. Zuwächse sind bei jungen Erwachsenen im Alter von 18 bis 29 Jahren zu erwarten. Die Ursache dafür liegt bei dem deutlichen Anstieg der Geburten nach dem dramatischen Geburteneinbruch Anfang der 1990er Jahre. Für die 45- bis 64-Jährigen wurde ein Anstieg um zehn Prozent berechnet.
Rückläufig wird dagegen zunächst die Zahl der unter sechsjährigen Kinder sein. Nach 2031 ist dann wieder mit einem leichten Anstieg zu rechnen. Das Maximum der Zahl der Dreijährigen wird 2020 und das der Sechsjährigen 2022 erreicht sein. Im Jahr 2035 werden im Vergleich zu 2020 etwa 1.600 Kinder im Alter von 6 bis 14 Jahren weniger, im Alter von 15 bis 17 Jahren 3.000 mehr in Dresden wohnen. In der Altersgruppe der 30- bis 44-Jährigen ist bis zum Jahr 2035 ein deutlicher Rückgang zu erwarten.
Weiterhin wird ein sehr starker Zuwachs bei den Seniorinnen und Senioren erwartet, wobei die Entwicklung aufgrund unterschiedlich stark besetzter Jahrgänge teilweise entgegengesetzt ist. Die Gruppe der 65- bis 74-Jährigen wird um 11.100 Personen zunehmen, die der 75- bis 84-Jährigen wird dagegen um 9.300 Personen abnehmen. Relativ betrachtet steigt die Zahl der 85-Jährigen und Älteren mit 39 Prozent am stärksten (7.100 Personen).
Das Durchschnittsalter steigt von 43,3 auf 43,9 Jahre. Kleinräumige Ergebnisse bis 2027
Auf Stadtteilebene ergeben sich unterschiedliche Entwicklungen. Aufgrund der hohen Bautätigkeit wird die Einwohnerzahl der Innenstadt und innenstadtnaher Stadtteile bis 2027 weiterwachsen. Zu nennen sind insbesondere: Albertstadt (plus 52 Prozent), Innere Altstadt (plus 37 Prozent), Pirnaische Vorstadt (plus 36 Prozent) und Mickten (plus 26 Prozent). Die höchsten Bevölkerungsrückgänge sind in diesem Zeitraum in den Stadtteilen Prohlis-Süd (minus vier Prozent), Gorbitz-Ost (minus drei Prozent), Gruna (minus drei Prozent) und Räcknitz/Zschertnitz (minus drei Prozent) zu erwarten. Aufgrund der Altersstruktur werden in der Innenstadt, in einigen Stadtteilen mit größeren Plattenbaugebieten und in abgeschwächter Form am Stadtrand viel mehr Sterbefälle als Geburten erwartet. Anders zum Beispiel für Mickten, die Albertstadt, Klotzsche, Pieschen-Nord, Bühlau, die Radeberger Vorstadt und Johannstadt-Süd, hier werden viel mehr Geburten als Sterbefälle angenommen.
Annahmen der Prognose – Geburten- und Sterbefälle
Statistisch gesehen bekommt zurzeit eine in Dresden lebende Frau 1,44 Kinder. Diese Zahl lag 2018 noch bei 1,54. Die sogenannte zusammengefasste Geburtenziffer wird in der Prognose bis 2035 konstant bei 1,46 gehalten. Die Lebenserwartung steigt bis 2035 bei Frauen auf 86,7 Jahre und bei Männern auf 81,5 Jahre.
Unter diesen Annahmen wird die Zahl der Geborenen von gegenwärtig etwa 5.800 auf etwa 5.200 im Jahr 2027 sinken. Ab 2029 wird die Geburtenzahl jedoch wieder steigen und im Jahr 2035 bei etwa 5.500 liegen. Der Geburtenrückgang resultiert neben der niedrigen zusammengefassten Geburtenziffer auch aus der geringeren Anzahl von Frauen im Alter von 25 bis 34 Jahren, die besonders viele Kinder zur Welt bringen. Die Zahl der Gestorbenen wird dagegen kontinuierlich bis 2028 auf fast 6.200 pro Jahr steigen und danach langsam wieder sinken. Der Saldo zwischen Geborenen und Gestorbenen wird damit negativ und beläuft sich auf insgesamt 10.600 Personen.
Wanderungen
Durch die direkten und indirekten Folgen der Corona-Pandemie in Vergangenheit und Zukunft lassen sich die Wanderungsbewegungen nur schwer abschätzen. In der Prognose wird davon ausgegangen, dass die Jahre 2020 und 2021 noch stark von der Pandemie beeinflusst werden. Der aktuelle Wanderungsverlust aus dem Umland erhöht sich zunächst leicht, nimmt aber langfristig wieder ab. Der Wanderungssaldo aus den neuen Bundesländern bleibt nach einem kurzen Hoch in den Jahren 2021 und 2022 durch Nachholeffekte auf einem niedrigen Niveau. Nach einem kurzen Einbruch bleibt der Wanderungssaldo aus den alten Bundesländern auf einem leicht positiven Niveau. In den Jahren 2021 und 2022 wird es ebenfalls durch Nachholeffekte einen höheren positiven Wanderungssaldo aus dem Ausland geben, der sich aber langfristig reduziert. Der Zuzug von Asylsuchenden/Geflüchteten verringert sich und auch die Fortzüge gleichen sich an, langfristig ergibt sich ein leicht positiver Saldo.
Kleinräumige Entwicklung
Wesentliche Einflussgrößen der prognostizierten kleinräumigen Entwicklung sind Geburten und Sterbefälle, Zuzüge, Fortzüge und innerstädtische Umzüge nach zusammengefassten Gebieten sowie die aktuelle Bautätigkeit und vorhandene mittel- bis langfristige Wohnbauflächenreserven. Das kleinräumige Umzugs- und Wanderungsverhalten der letzten Jahre wird anhand von alters- und geschlechtsspezifischen Raten und Quoten in der Prognose fortgeschrieben. Auf Stadtteilebene wird die kleinräumige Prognose nur bis maximal 2027 veröffentlicht, da Aussagen zum Umzugsverhalten bedingt durch die Bautätigkeit und durch sich verändernde Wohnungsmarktbedingungen langfristig zunehmend unsicher werden.
____________________________________
Landeshauptstadt Dresden
Amt für Presse-, Öffentlichkeitsarbeit und Protokoll