Dresdden – Kultur: Dresden nimmt kultursensible Suchtprävention in den Blick

Broschüre und Begleitheft für Fachkräfte erschienen.

Nachrichten-aus-der-Stadt-Dresden-Aktuell-Dresden (SN) – Wie schaffen wir es, dass suchtpräventive Angebote auch Menschen mit Flucht- oder Migrationserfahrungen erreichen? – Mit dieser Frage befassen sich eine Broschüre und das dazugehörige Begleitheft, die zum Abschluss des Projektes „Kultursensible Suchtprävention“ erschienen sind. Die Landeshauptstadt Dresden hat das Projekt gemeinsam mit dem Sächsischen Staatsministerium für Soziales und Gesellschaftlichen Zusammenhalt gefördert.

Die Relevanz dieser Fragestellung ist nicht von der Hand zu weisen. Eine Befragung der Zielgruppe in den offenen Angeboten des Jugend-, Kultur- und Integrationszentrums SPIKE Dresden zeigte auf, dass nur wenigen Menschen mit Flucht- oder Migrationserfahrungen die Suchtberatungs- und Behandlungsstellen bekannt waren. Weitere Zahlen zeigen, dass die Zielgruppe in den Suchtberatungsstellen eher unterrepräsentiert ist und damit von Präventionsangeboten weniger profitieren kann: Während im Jahr 2020 rund 13 Prozent aller Dresdnerinnen und Dresdnerinnen und Dresdner einen Migrationshintergrund hatten, machten diese nur 6,8 Prozent aller Ratsuchenden in den sechs geförderten Dresdner Suchtberatungs- und Behandlungsstellen aus.

Ausgangspunkt für das von Juli 2019 bis Dezember 2020 vom Jugendhilfeträger SPIKE durchgeführte Projekt und die entstandenen Broschüren war der „Kulturschock“, den Menschen mit Flucht- oder Migrationserfahrungen oft erleben. Gesundheitsbürgermeisterin Dr. Kristin Klaudia Kaufmann: „In unserem Land sind Suchtmittel allgegenwärtig. Besonders Alkohol ist im öffentlichen Raum sehr präsent und gilt als gesellschaftlich akzeptiert. Viele Menschen erleben damit eine komplett neue Realität, die sich von der Situation in ihrem Heimatland stark unterscheidet. Kommen zusätzlich Risikofaktoren wie Traumata, psychosoziale Belastungen und Perspektivlosigkeit hinzu, kann dies die Entwicklung einer Suchterkrankung begünstigen.“

Die Broschüre für Fachkräfte, beispielsweise der Jugend-, Eingliederungs- und Suchthilfe, bündelt nun in Kombination mit dem Begleitheft die Ergebnisse des Projektes. Im Fokus stehen dabei Antworten auf die folgenden Fragen: Wie kann die Suchtprävention auf die beschriebenen Herausforderungen reagieren? Welche Bedarfe gibt es? Wie kann man die neue Zielgruppe erreichen? Welche Methoden können helfen?
Anregungen geben die während des Projektes befragten Fachkräfte aus Dresdner Suchtberatungs- und Behandlungsstellen, aus der Migrationssozialarbeit und aus der Dresdner Jugendhilfe, die mit unbegleiteten ausländischen Minderjährigen arbeiten.

Viele der befragten Fachkräfte wünschen sich eine verstärkte institutionsübergreifende und interdisziplinäre Zusammenarbeit sowie bessere Vernetzungs- und Vermittlungsmöglichkeiten. Weiterhin wurde von fast der Hälfte der Befragten angemerkt, dass Fachkräfte häufig zu wenig über die Hintergründe der Zielgruppe und deren Bedarfe wissen. Ein Großteil signalisierte Qualifizierungswünsche für Themen, die für die Arbeit mit Menschen mit Flucht-. oder Migrationserfahrung bedeutsam sind. Als eines der größten Probleme bei der Arbeit wurde die Sprachbarriere genannt.

Die aus dem Projekt resultierenden Empfehlungen werden im Rahmen städtischer Arbeitsgremien, beispielsweise dem Arbeitskreis Suchtprävention, diskutiert. Ziel ist es, möglichst viele der gegebenen Impulse in der Praxis umzusetzen.

Die Broschüren stehen unter www.dresden.de/sucht unter Publikationen und Downloads und dem Klappmenü „Sucht und Migration“ als Download zur Verfügung. Von Fachkräften können beide Materialien als Druckexemplar unter suchtkoordination@dresden.de bestellt werden.

Weitere Informationen:
www.dresden.de/sucht
www.spikedresden.de/spike-together/praevention/
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