Germanwings-Absturz Flug 9525, Alpen / Le Vernet (Frankreich), 24.03.2025 – Zehn Jahre sind vergangen seit der tragischen Katastrophe von Germanwings-Flug 9525. Am 24. März 2015 stürzte ein Airbus A320 auf dem Weg von Barcelona nach Düsseldorf in den französischen Alpen ab. Der Copilot hatte das Flugzeug absichtlich zum Absturz gebracht. Alle 150 Menschen an Bord kamen ums Leben – darunter 16 Schüler und zwei Lehrerinnen eines Gymnasiums aus Haltern am See.
Zum heutigen zehnten Jahrestag fanden in der Nähe der Absturzstelle bei Le Vernet zahlreiche Gedenkfeiern statt. Angehörige der Opfer, Vertreter aus Politik, Luftfahrt und Gesellschaft sowie Überlebende des Umfelds gedachten der Verstorbenen mit bewegenden Worten, Schweigeminuten und dem Niederlegen von Kränzen an der Gedenkstätte oberhalb des Absturzortes.
Rückblick auf das Unglück
Germanwings-Flug 9525 startete am Morgen des 24. März 2015 planmäßig in Barcelona. Doch während sich der Pilot kurz nach dem Erreichen der Reiseflughöhe aus dem Cockpit entfernte, verriegelte der 27-jährige Copilot Andreas Lubitz die Cockpit-Tür und leitete den Sinkflug ein. Ermittlungen ergaben später, dass er unter schweren psychischen Problemen litt, die seinem Arbeitgeber in dieser Tragweite offenbar nicht bekannt waren – oder nicht ernst genug genommen wurden.
Trotz verzweifelter Versuche des Piloten, wieder ins Cockpit zu gelangen, und der hilflosen Reaktionen der Flugsicherung, zerschellte das Flugzeug in einer Gebirgswand in der Region Alpes-de-Haute-Provence.
Gedenken mit stillen Gesten und klaren Worten
In Le Vernet versammelten sich Angehörige der Opfer, viele bereits zum zehnten Mal. „Es ist ein Ort des Schmerzes, aber auch der Verbundenheit“, sagte eine Angehörige vor Ort. Vertreter der Städte Haltern am See und Montbau (Spanien) waren ebenfalls angereist. Auch der französische Verkehrsminister nahm an der Zeremonie teil und würdigte die grenzüberschreitende Solidarität der letzten zehn Jahre.
Eine zentrale Gedenkveranstaltung fand zudem in der Schule in Haltern statt – dem Joseph-König-Gymnasium, das mit dem Verlust von 18 Mitgliedern seiner Schulgemeinschaft schwer gezeichnet wurde. Dort wurde ein eigens angelegter Gedenkraum für Besucher geöffnet.
Neue Erkenntnisse und juristische Aufarbeitung
Zehn Jahre nach dem Absturz beschäftigen sich Justiz und Politik noch immer mit den Folgen. Zwar wurde bereits 2017 der Abschlussbericht der französischen Flugunfalluntersuchungsbehörde BEA veröffentlicht, doch neue Gutachten und Dokumente zeigen, wie unzureichend die damalige Kommunikation zwischen Ärzten, Behörden und der Airline war.
Im Zentrum der Kritik steht dabei erneut der Umgang mit der psychischen Erkrankung von Andreas Lubitz. Bereits vor der Tat war er wegen Depressionen in Behandlung, hatte zeitweise Fluguntauglichkeit attestiert bekommen und dennoch wieder die Fluglizenz erhalten. Ein entscheidendes Problem: Ärzten war es damals gesetzlich untersagt, entsprechende Informationen ohne Einwilligung des Patienten an Arbeitgeber weiterzugeben – eine Regelung, die seither in vielen Ländern überarbeitet wurde.
Der Vater von Andreas Lubitz, der über Jahre eine alternative Version des Unfallhergangs propagierte, hat sich inzwischen aus der Öffentlichkeit zurückgezogen. Angehörige der Opfer sehen in seinem Verhalten bis heute eine zusätzliche seelische Belastung.
Im juristischen Bereich steht derzeit erneut die Rolle der Lufthansa, Muttergesellschaft von Germanwings, im Fokus. Eine Sammelklage von Hinterbliebenen aus den USA wurde wieder aufgenommen – dort wird die Verantwortung des Konzerns für unzureichende medizinische Kontrollsysteme thematisiert. In Deutschland sind weitere Zivilklagen anhängig, bei denen es um Entschädigungen über die bisher geleisteten Pauschalzahlungen hinausgeht.
Ein besonders sensibles Thema bleibt die Frage: Wie konnte ein psychisch kranker Pilot wie Andreas Lubitz überhaupt fliegen? Während Airlines inzwischen strengere Meldepflichten für Piloten eingeführt haben, sehen Experten weiterhin Lücken im System. Auch die Balance zwischen Datenschutz und Flugsicherheit bleibt ein kontrovers diskutiertes Thema.
Ausblick: Die Verantwortung der Luftfahrt
Der Germanwings-Absturz hat die europäische Luftfahrt verändert. Die Pflicht zur „Zwei-Personen-Regel“ im Cockpit wurde eingeführt – mittlerweile jedoch in vielen Ländern wieder abgeschafft. Dafür stehen heute regelmäßige psychologische Checks und klarere Meldepflichten für Ärzte im Zentrum der Prävention.
Viele Angehörige kritisieren allerdings, dass diese Maßnahmen zu spät kamen. Einige von ihnen haben sich in Initiativen zusammengeschlossen, um sich für eine sicherere Luftfahrt und mehr Transparenz im Gesundheitsmanagement von Flugpersonal einzusetzen.
In stillem Gedenken verneigen wir uns vor den 150 unschuldigen Opfern dieser Tragödie. Unsere Gedanken sind heute bei ihren Familien, Freunden und allen Hinterbliebenen, die seit zehn Jahren mit diesem schmerzlichen Verlust leben. Möge die Erinnerung an die Verstorbenen niemals verblassen – und ihr Schicksal uns stets Mahnung und Verpflichtung zugleich sein, alles für mehr Menschlichkeit, Verantwortung und Sicherheit zu tun (hk).