Tempo-50-Resolution für den Schienengüterverkehr findet breite Unterstützung

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Tempo-50-Resolution – Die Forderung des Bürgernetzwerks Pro Rheintal, Güterzüge innerorts nicht schneller als 50 km/h fahren zu lassen, findet breite Unterstützung. Neben den mehr als 10.000 Unter­schriften von Anwohnern haben sich die UNESCO und die meisten Kommunen im Oberen Mittelrheintal und Rheingau der Forderung angeschlossen. Auch der Koblenzer Stadtrat hat im Mai einstimmig der Tempo-50-Resolution für Güterzüge in Wohngebieten zugestimmt.

Ein gemeinsames Vorgehen aller Betroffenen ist laut Pro Rheintal der Weg zur Rettung vor übermäßigem Bahnlärm, denn Verkehrslärm mache nicht nur die Menschen krank, sondern zerstöre auch die Zukunftschancen der Regionen. Den Bedenken der Bahn, durch eine Geschwindigkeitsreduzierung der Güterzüge in Wohngebieten würde der Schienentransport an Attraktivität verlieren, widerspricht das Netzwerk energisch:

Eine vorgeschriebene Durchfahrtsgeschwindigkeit von 50 km/h in Wohngebieten verlängere zum Beispiel die Transportzeit im Oberen Mittelrheintal nur um ganze zwölf Minuten. Der Sachverständigenrat für Umweltfragen zum Deutschen Bundestag (SRU) habe bereits 1978 festgestellt, dass die Güterbahn nicht durch eine Erhöhung der Transportgeschwindigkeit schneller wird, sondern vielmehr durch den Einsatz automatischer Kupplungen und Änderungen im Betriebsablauf (Stand- und Rangierzeiten). Auf der Strecke Rotterdam – Genua, die durch das Rheintal führt, könnte so ein ganzer Tag eingespart werden.

Ein Tempo-50-Limit hingegen führe zu einer massiven Lärmreduktion, weil nicht nur die von Bund und Bahn bewerteten Geräusche, sondern vor allem auch die bisher ignorierten tiefen Frequenzen, das Dröhnen sowie die Erschütterungen weniger werden. Durch die Geschwindigkeitsreduktion entziehe man dem Lärm bis zu 90 Prozent seiner Energie und damit der Störwirkung auf die Menschen. Auch die bisher fast wirkungslos gebliebenen Lärmschutzmaßnahmen würden dann einen spürbaren Beitrag zur Lärmminderung leisten. Die Bahn käme auch nicht aus dem Takt, denn im Bundesgebiet gibt es hunderte von Langsamfahrstellen, die für das Unternehmen offensichtlich kein größeres Problem darstellten. Nicht einmal das neue 80-Prozent-Pünktlichkeitsziel, das Bahnchef Lutz gerade für seinen Konzern ausgegeben hat, gerate durch eine um zwölf Minuten längere Fahrzeit im Rheintal und Rheingau in Gefahr.

Pro Rheintal warnt noch einmal davor, dass für die Bevölkerung aufgrund der Intensivierung des Schienengüterverkehrs noch massivere Gesundheits-Belastungen drohen. Die Strecke wurde und werde auch in naher Zukunft weiter ausgebaut und ertüchtigt. Dabei ermögliche Digital-Track-Control auf vorhandenen Strecken eine Verdopplung bis Verdreifachung der Verkehre. Höhere Geschwindigkeiten und Gewichte führten zu Lärmbelastungen und Risikoerhöhungen wie man sie bisher nicht kannte. 100 km/h in unmittelbarer Nachbarschaft zu Menschen widerspreche allen Regeln der Vernunft.

Lärm sei politisch noch immer als „lästig“ anstatt „gesund­heitsschädigend“ eingestuft und der Anstieg der Verkehre und Belastungen werde weitgehend ausgeblendet. Ähnlich wie die 50 Jahre alte Technik würden auch die Gesetze und Verordnungen nicht dem Stand des Wissens und der Technik angepasst. Ungeachtet des katastrophalen techni­schen und personellen Zustands der Deutschen Bahn mache man sich im Bundesverkehrsministerium insbesondere bei Lärmschutz einen schlanken Fuß, egal wie viele Menschen und Regionen darunter zu leiden haben.

Die Ansiedlung von Lärmschutz im Verkehrsministerium, anstelle der Umwelt- und Gesundheitsministerien unterstreiche, dass Verkehrslärm nach wie vor nicht als Gesundheitsproblem wahrgenommen würde. Auch die gültigen Berechnungen und Bewertungen klammerten Gesundheitsschutz quasi aus. Die seit über zwei Jahr­zehnten anhaltenden unzumutbaren Belastungen der Anwohner, die Bundesverkehrsminister Volker Wissing, als er noch Minister in Rheinland-Pfalz war, im Deutschen Bundestag anschaulich schilderte, seien Grund genug nicht länger zu warten, sondern jetzt und sofort zu handeln. Eingedenk aller derzeitigen Nöte und Umstände in denen sich Bahn und Politik befänden sei eine Temporeduktion in Wohngebieten der einzig gangbare, aber auch zwingend notwendige Weg, um Lärmschutz wirksam und kosteneffektiv sowie die Bahn sicherer zu machen.

Unabhängig von allen technischen und wirtschaftlichen Aspekten sei „Tempo 50“ ein Gebot der Zivilisation und Vernunft für das es keinen Aufschub mehr geben dürfe.

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Text: Bürgernetzwerk Pro Rheintal e.V.