Berlin (ots) – Dr. Carola Reimann, Vorstandsvorsitzende des AOK-Bundesverbandes, kritisiert die Schwerpunktsetzung im aktuell bekannt gewordenen Referentenentwurf zum „Gesundes-Herz-Gesetz“ (GHG):
„Der Referentenentwurf zum Gesundes-Herz-Gesetz könnte auch Pillen-statt-Prävention-Gesetz heißen. Der darin vorgesehene breite Einsatz von Screenings und Statinen schon bei Kindern und Jugendlichen geht aus unserer Sicht in die völlig falsche Richtung. Statine sind keine Smarties, solche Entscheidungen sollten auf Grundlage wissenschaftlicher Evidenz über die etablierten Bewertungswege des Gemeinsamen Bundesausschusses getroffen werden.
Überhaupt wirft die Schwerpunktsetzung dieses Gesetzes grundsätzliche Fragen auf. Es droht eine problematische Perspektivverengung: Lebensstil-Fragen, die in gesamtgesellschaftlicher und elterlicher Verantwortung liegen, werden in die Medizin verschoben, und Kinder zu chronisch kranken Patienten gemacht. Aber Probleme des grassierenden Bewegungsmangels oder der falschen Ernährung löst man nicht durch frühzeitigere Medikamenten-Verordnung und das Lächerlichmachen von qualitätsgesicherten Präventionskursen. Was wir dringend brauchen, ist ein sinnvoller Mix aus verhältnis- und verhaltenspräventiven Ernährungs- und Bewegungsangeboten. Hinzu kommen sollten gezielte Einschränkungen von an Kinder gerichteter Werbung für ungesunde Lebensmittel.“
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Text: Dr. Kai Behrens – AOK-Bundesverband