Bayern – Weihnachtsgeschäft: Tschechische Kunden lassen in Ostbayern die Kassen klingeln

Gerade im Weihnachtsgeschäft profitieren Ostbayerns Einzelhändler, denen die tschechischen Kunden einer Studie zufolge dieses Jahr rund 100 Millionen Euro in die Ladenkassen spülen. Bereits jeder zweite Bewohner Westböhmens fährt zum Einkaufen regelmäßig nach Bayern.

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Der ostbayerische Einzelhandel profitiert gerade im Weihnachtsgeschäft von Kunden aus dem Nachbarland Tschechien. Foto: Stadtmarketing Regensburg/obx-news

Weiden/Regensburg (BY) – (obx) – Kennzeichen aus Domazlice, Tachov, Pilsen und auch aus Prag sind gerade jetzt in der Adventszeit in Ostbayerns Innenstädten besonders häufig zu sehen: Waren tschechische Kunden in den Kaufhäusern und Einkaufspassagen der ostbayerischen Städte Regensburg, Weiden oder Cham vor Jahren eine Seltenheit, so ist der Shoppingtourismus aus Böhmen heute gerade in der Oberpfälzer Grenzregion für viele Geschäfte überlebenswichtig. Denn diese profitieren besonders von den zunehmend besser gefüllten Portmonees der westböhmischen Besucher, die hierzulande vor allem die Qualität der Produkte schätzen.

Unter böhmischen Christbäumen werden auch in diesem Jahr zahlreiche Geschenke aus Bayerns Einkaufstempeln liegen: Ganz oben auf dem Weihnachts-Wunschzettel der tschechischen Nachbarn stehen hochwertige Lebensmittel und Drogerieartikel, Schuhe, Bekleidung, Baby-Ausstattung und Elektrogeräte.
Tschechische Kunden sind in Ostbayern mittlerweile ein bedeutender Wirtschaftsfaktor. Knapp 100 Millionen Euro geben tschechische Besucher danach jedes Jahr in ostbayerischen Geschäften aus, schätzt eine Studie der BBE Handelsberatung im Auftrag der Regensburger Industrie- und Handelskammer. Jeder zweite Befragte in Westböhmen gab den Interviewern bei der Studie zu Protokoll, regelmäßig in Regensburg, Weiden oder Cham auf Shoppingtour zu gehen.

Im Landkreis Cham liegt das Umsatzpotenzial tschechischer Kunden bei jährlich fast 53 Millionen Euro, in der Stadt Weiden bei rund 14 Millionen Euro. Danach folgen Tirschenreuth mit rund 11 Millionen Euro und das rund eine Autostunde von der tschechischen Grenze entfernte Regensburg mit rund 10 Millionen Euro pro Jahr. „Es ist in erster Linie die hohe Qualität des Angebots, die tschechische Kunden lockt“, heißt es in der Studie, für die im 2015 unter anderem 500 Haushalte in der Region Pilsen telefonisch und 300 tschechische Kunden vor Ort in Ostbayern befragt wurden.

Zunehmend nutzen tschechische Gäste nach den Ergebnissen der Kundenbefragung auch die Möglichkeit, das Einkaufserlebnis mit den zahlreichen Freizeit- und Kulturangeboten Ostbayerns zu verbinden: einen Bummel über die vier Christkindlmärkte in Regensburgs 2000-jähriger Altstadt oder durch das historische Zentrum Weidens mit Bayerns zweitältestem Christkindlmarkt oder einen Nachmittag in Ostbayerns Thermen.

Künftig könnten die böhmischen Kunden für Ostbayerns Einzelhandel noch wichtiger werden, glauben die Autoren der Studie. Wachstumspotenzial sehen sie vor allem in der besseren Vermarktung des Gastronomie- und Freizeitangebots. Dort gebe es häufig noch ein Informationsdefizit. „Dieses Potenzial gilt es durch gezielte Marketing- und Kommunikationsmaßnahmen sowie eine Willkommenskultur in der gesamten Dienstleistungskette von der Ortseinfahrt bis hinein in den Laden, die Gaststätte, das Hotel oder die Freizeiteinrichtungen anzusprechen“, sagt Dr. Matthias Segerer von der örtlichen IHK. Diese empfiehlt den Akteuren vor Ort eine engere Kooperation – beispielsweise durch Kombiangebote, die Einkaufs- und Freizeiterlebnisse verbinden.

In Regensburg hat der Handel bereits reagiert: Dort gibt es mittlerweile einen eigenen Einkaufsführer in tschechischer Sprache, der sowohl auf Shopping als auch auf Sightseeing Appetit machen soll. In speziell konzipierten Sprachkursen pauken Einzelhändler und Gastronomen Tschechisch, um die neuen Kunden auch in ihrer Landessprache begrüßen und bedienen zu können.

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Text: obx-news
Weinzierlstraße 15
93057 Regensburg