Hannover (NI) – Umwelt-Event am Mittwoch: Das Projekt „Sekundäre Natur in der Mergelgrube Misburg“ der Landeshauptstadt Hannover wird am kommenden Mittwoch (18. April) als offizielles „Projekt der UN-Dekade Biologische Vielfalt“ gewürdigt. Hannovers Erste Stadträtin und Wirtschafts- und Umweltdezernentin Sabine Tegtmeyer-Dette und Prof. Dr. Hansjörg Küster vom Institut für Geobotanik der Leibniz Universität Hannover nehmen im Namen der Geschäftsstelle der UN-Dekade die Auszeichnung vor. Diese Ehrung wird Projekten zuteil, die sich in nachahmenswerter Weise für die Erhaltung der biologischen Vielfalt einsetzen.
Die öffentliche Auszeichnung findet um 15 Uhr am Aussichtscontainer an der Erika-Pfingsten-Straße statt. Im Anschluss (gegen 15.30 Uhr) bietet Prof. Dr. Hansjörg Küster eine Führung an. Alle, die sich für die besondere Natur in der Mergelgrube Misburg interessieren und begeistern, sind herzlich eingeladen. Festes Schuhwerk wird empfohlen, das Gelände ist nicht barrierefrei. Eine Anmeldung ist nicht erforderlich.
Informationen zur Flora und Fauna in der Mergelgrube:
Vom Industriestandort zum Naturschutzgebiet
Seit 1970 wird in der Mergelgrube „Hannover Portland Cement I“ (HPC I) kein Mergelabbau mehr betrieben. Dennoch laufen weiterhin die Pumpen, um eine Flutung der Grube durch das Grundwasser zu verhindern. In Zusammenarbeit der Landeshauptstadt Hannover und der Zementindustrie wurde aus der ehemaligen Mergelabbaugrube ein einzigartiger Lebensraum geschaffen und der Erhalt dauerhaft gesichert. Die Besonderheit der Mergelgrube Misburg hat bereits zur Unterschutzstellung als Fauna-Flora-Habitat- und Naturschutzgebiet geführt. Diese Bemühungen finden nun auch bundesweit Anerkennung mit der Auszeichnung als Projekt der UN-Dekade biologische Vielfalt (www.undekade-biologischevielfalt.de).
Einzigartige Tier- und Pflanzenwelt
Bisherige Kartierungen vor Ort belegen das Vorkommen von etwa 180 unterschiedlichen Pflanzenarten in der Mergelgrube. Viele Arten davon sind gefährdet, so zum Beispiel mehrere Orchideenarten wie das Fleischfarbene Knabenkraut oder die Echte Sumpfwurz. Außerdem wurden zwei Arten der Armleuchteralge, die in Niedersachsen seit 1897 als verschollen galten, erstmals wieder dokumentiert. Neuerdings wurden auch zwei Arten des Wasserschlauchs, einer fleischfressenden Pflanze, nachgewiesen. Weil mit größerer Abbautiefe der Salzgehalt des Bodens zunimmt, finden auf der Grubensohle sogar salztolerante Pflanzen wie Strandaster und Salzbunge einen Lebensraum, die üblicherweise nur an den Meeresküsten beheimatet sind.
Auch für die Tierwelt bietet die Mergelgrube attraktive Lebensräume. So ist bei Amphibien das Vorkommen des Kammmolches zu beobachten. Bei den Vögeln ist neben den Gewässer- und Röhrichtbewohnern der mehrjährige Bruterfolg des Uhus besonders bemerkenswert. Am südöstlichen Rand der Mergelgrube hat zudem der Eisvogel ein für ihn geeignetes Quartier gefunden. Auch Libellen sind in großer Vielfalt zu bewundern. Des Weiteren bietet die Mergelgrube einer Reihe von Tieren und Pflanzen, die vor Beginn des Mergelabbaus noch im gesamten Bereich des sogenannten „Seckbruchs“ anzutreffen waren, ein Rückzugsgebiet.
Pflegemaßnahmen für die Artenvielfalt
Diese Artenvielfalt in der HPC I ist aber nicht nur dem fortlaufenden Abpumpen des Wassers zu verdanken, sondern auch den vielen Naturschutzmaßnahmen. Besonders wichtig sind dabei die fortwährenden Pflegemaßnahmen auf der Grubensohle, um insbesondere dem Aufwachsen von Gehölzen entgegen zu wirken. Der Fachbereich Umwelt und Stadtgrün plant weitere Aktivitäten. Unter anderem sollen weitere Gewässermulden angelegt werden, um die Lebensraumvielfalt zu erhöhen und die Bedingungen für Amphibien und Libellen weiter zu verbessern.
Führungsangebote
Aus Sicherheitsgründen ist eine allgemeine Öffnung der Grube nicht möglich. Einblicke in die Grube gewährt die 2004 angelegte Aussichtskanzel. Besichtigungen sind zudem im Rahmen von Führungen möglich. Die nächsten Termine unter dem Thema „HPC I Biodiversität in der Mergelgrube“ sind: 15. Juni, 15 Uhr; 8. Juli, 10.30 Uhr; 24. August, 15 Uhr; 7. September, 15.30 Uhr. Eine telefonische Anmeldung unter (05 11) 1 68 – 4 38 01 ist jeweils erforderlich.
Weitere Informationen über das Führungsprogramm „Grünes Hannover“ bietet das Internet unter www.hannover.de
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Die Pressemitteilung im Original finden Sie unter: www.presseservice-hannover.de