Internationaler Tag gegen Tiertransporte – Erschreckendes Tierleid auf Europas Straßen und Meeren – Kiel, 14.06.2025: Anlässlich des Internationalen Tages gegen Tiertransporte machen Tierschützer:innen heute bundesweit auf das Leid von “Nutztieren” auf Transporten aufmerksam. Sie ziehen eine traurige Bilanz: Jedes Jahr werden Milliarden von lebenden Tieren auf der Straße, auf dem Seeweg, mit der Eisenbahn oder per Flugzeug innerhalb der EU, in die EU oder aus der EU zu Aufzuchts-, Mast-, Schlacht- oder anderen Zwecken transportiert – häufig über weite Strecken und über Zeiträume von mehreren Tagen bis Wochen.
Besonders Langstreckentransporte auf der Straße und per Schiff sind belastend für Schweine, Rinder, Geflügel und Co.: Sie leiden in überfüllten Fahrzeugen oder Behältnissen unter extremen Temperaturen, Lärm und unzureichender Versorgung. Viele von den Tieren befinden sich in einem akuten Notstand, der für zahlreiche von ihnen tödlich endet.
Der internationale Handel mit landwirtschaftlich gehaltenen Tieren wächst kontinuierlich. PROVIEH kritisiert, dass wirtschaftliche Interessen über den Tierschutz gestellt werden. Statt regionaler Vermarktung dominiert ein global orientierter Handel mit lebenden Tieren, der den Grundsätzen eines artgemäßen Umgangs widerspricht.
Handlungsbedarf auf nationaler und europäischer Ebene zwingend notwendig
„Es ist höchste Zeit, den Tierleid-Transporten – national wie länderübergreifend – ein Ende zu setzen und nachhaltige Lösungen zu finden. Durch den Export von mehreren zehntausenden Schweinen, Rindern und Hühnern jährlich allein in Drittländer trägt auch Deutschland hierbei eine bedeutende Verantwortung. Mit unseren heutigen Aktionen stehen wir für echten Tierschutz ein und appellieren an Landwirtschaftsminister Rainer, nationale Spielräume zu nutzen.“, unterstreicht Kathrin Kofent, Fachreferentin für Tiere in der Landwirtschaft.
Der rechtliche Rahmen: EU-Verordnung und ihre Schwächen
Seit mehr als 20 Jahren existiert in der EU eine Verordnung, die den Schutz von Tieren während des Transports regelt. Jedoch ist der Umgang mit und die Durchsetzung von existierenden Vorschriften innerhalb der EU uneinheitlich und weist Lücken auf. Daten der letzten Jahre kommen zu einem dramatischen Ergebnis: Bis zu 40 Prozent der Kontrollen ergeben Verstöße gegen das Tierwohl. Besonders häufig wurden die Wasser- und Fütterungspflichten, die Reisezeiten, Ruhezeiten sowie die Kontrollen der Fahrzeugtechnik, wie die Belüftung und Temperatur missachtet. Zudem erschwert die vielfach mangelhafte Dokumentation die Überwachung zusätzlich. Die zu schwachen gesetzlichen Regelungen, die nicht eingehaltenen Vorschriften sowie die fehlenden Kontrollen führen zu nicht tolerierbaren Schmerzen, Leiden und Schäden bei den Tieren.
Spielräume nutzen, statt abzuwarten
Aktuell wurde in den EU-Ausschüssen, basierend auf wissenschaftlichen Gutachten und einer Bewertung der Auswirkungen, über eine Reform der Transportverordnung diskutiert, um Verbesserungen in Punkto Tierschutz zu erzielen. Nach kontroversen Debatten wird eine Entscheidung nach der Sommerpause angestrebt, mit Ziel, bis Ende 2025 eine neue Verordnung in Kraft zu setzen. Bis dahin sind auch nationale Maßnahmen, wie die konsequente Durchsetzung bestehender Gesetze und Transportverbote in Hochrisikostaaten, wichtige Schritte für den Tierschutz. Hier müssen Spielräume national auf Bundes-, Länder bis hin zur Landkreisebene genutzt werden.
Um das Leid der Tiere wirksam zu verringern, fordert PROVIEH insgesamt folgende Maßnahmen:
- Verbot von Lebendtiertransporten in außereuropäische Drittländer
- Abschaffung von Exportsubventionen: Die ausnahmslose Beendigung aller staatlichen Subventionen für den Export lebender Tiere.
- Förderung von Fleisch- und ggf. Zuchtmaterialtransporten: Statt lebender Tiere sollen Fleisch und Sperma exportiert werden.
- Verbesserung und Harmonisierung des Tierschutzes auf Transporten durch strengere gesetzlichen Regelungen und einheitliche Kontrollsysteme auf nationaler und EU-Ebene, um einheitliche höhere gute Standards zu etablieren. Es müssen klare Vorgaben für die Transportfähigkeit gelten, um unter anderem den Veterinärämtern die Verweigerung von Genehmigungen zu ermöglichen.
- Begrenzung der Transportdauer: Eine maximale Transportzeit von vier Stunden im Inland und acht Stunden außerhalb der Grenzen.
- Förderung der mobilen Schlachtung und des Weideschusses, um Tiertransporte und damit Stress und Leid bei Tieren zu reduzieren
- Förderung regionaler Vermarktung und Kooperationen: Unterstützung beim Aufbau regionaler Schlachtstrukturen und bei der Zusammenarbeit von Betrieben in der Aufzucht und Mast, um Tiertransporte auf ein Minimum zu reduzieren.
- Rückkehr zu geschlossenen Betriebskreisläufen: Tiere sollen vom ersten bis zum letzten Tag auf einem Betrieb verbleiben, um lange Transporte zu vermeiden.
Nur durch konsequentes Handeln auf nationaler und europäischer Ebene können wir das Tierleid wirksam beenden. Es ist Zeit zu handeln!
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Text: PROVIEH e.V.