28.06.2011: Google+ geht online – und heute? Das ist aus dem Netzwerk geworden – Am 28. Juni 2011 betrat Google mit großen Ambitionen die Bühne der sozialen Netzwerke. Mit Google+ wollte der Internetgigant dem übermächtigen Konkurrenten Facebook Paroli bieten. Der Start erfolgte mit viel Medienrummel und einer Einladungspolitik, die den Hype noch verstärkte. Innerhalb weniger Wochen zählte das Netzwerk bereits Millionen Nutzer – ein rasanter Aufstieg, der jedoch nicht von Dauer war.
Große Erwartungen – aber wenig Interaktion
Google+ setzte auf innovative Funktionen wie „Circles“ zur Gruppierung von Kontakten, „Hangouts“ für Videochats und „Communities“ zum Austausch über gemeinsame Interessen. Besonders die Integration mit anderen Google-Diensten wie YouTube, Gmail und der Google-Suche versprach Synergien und Reichweite. Doch das, was auf dem Papier überzeugte, funktionierte in der Praxis nur bedingt.
Während die Nutzerzahlen schnell wuchsen, blieb das tägliche Engagement gering. Studien zeigten, dass viele Accounts kaum oder gar nicht aktiv genutzt wurden. Die Plattform wirkte zwar technisch ausgereift, aber steril – und es fehlte ihr an einem echten Alleinstellungsmerkmal gegenüber Facebook oder Twitter. Auch die Zwangsverknüpfung von Google+ mit anderen Diensten, etwa für YouTube-Kommentare, sorgte eher für Unmut als für Wachstum.
Der langsame Rückzug und ein abruptes Ende
Ab 2015 begann Google, Google+ schrittweise zurückzufahren. Einzelne Dienste wie Google Photos und Hangouts wurden ausgegliedert und als eigene Produkte weitergeführt. Im Oktober 2018 folgte dann der endgültige Wendepunkt: Nach Bekanntwerden einer gravierenden Datenschutzlücke, die rund 52,5 Millionen Nutzer betraf, kündigte Google an, die Plattform für Privatnutzer zu schließen.
Am 2. April 2019 war es so weit – Google+ wurde offiziell abgeschaltet. Die Plattform verschwand weitgehend aus dem öffentlichen Bewusstsein. Doch das war noch nicht das vollständige Ende.
Die Wiedergeburt als Unternehmenslösung
Parallel zur Schließung für private Nutzer startete Google ein neues Projekt: Google+ for G Suite, später umbenannt in Google Currents. Ziel war es, Unternehmen und Organisationen eine interne Kommunikationsplattform bereitzustellen – ähnlich einem sozialen Intranet. In Google Workspace (vormals G Suite) war Currents eine Zeit lang fester Bestandteil.
Auch dieses Projekt hatte nur begrenzten Erfolg. Im Juli 2023 stellte Google Currents offiziell ein. Die wenigen verbliebenen Funktionen gingen in Google Chat und Google Spaces über – beides Bestandteile der modernen Google-Workspace-Lösung.
Was bleibt von Google+?
Heute erinnert kaum noch etwas an die einst so ambitionierte Plattform. Einige Funktionen leben in anderer Form weiter – Hangouts wurde zu Google Meet, der +1-Button fand sein Pendant in Google-Bewertungen, und auch die Idee von Communities wird in Google Groups oder Spaces fortgeführt. Doch das soziale Netzwerk als solches ist Geschichte.
Google+ bleibt ein Paradebeispiel für ein gescheitertes Milliardenprojekt, das trotz aller Ressourcen und kluger Konzepte an der Realität des Marktes und der Nutzerbedürfnisse scheiterte. Es zeigt eindrucksvoll, dass Reichweite und Technik allein nicht ausreichen – echte soziale Netzwerke entstehen durch organische Interaktion, nicht durch Integration.
Fazit
Google+ ging am 28.06.2011 mit viel Hoffnung online – und endete acht Jahre später leise. Der Versuch, Facebook Konkurrenz zu machen, scheiterte trotz aller Mittel. Heute existiert Google+ nicht mehr, weder für Privatpersonen noch für Unternehmen. Die Lehren aus diesem Scheitern fließen heute in andere Google-Produkte ein – doch die Plattform selbst bleibt ein digitales Mahnmal für überschätzte Strategien und unterschätzte Nutzergewohnheiten. (hk)