Hitlergruß im Klassenzimmer – Exklusive BR-Recherche: Umfrage zu menschen- oder demokratiefeindlichen Vorfällen an bayerischen Schulen – Hitlergruß im Klassenzimmer: Rechtsextreme Vorfälle an Schulen in Bayern.
Exklusive BR-Umfrage liefert erstmalig umfassende Bestandsaufnahme Laut einer exklusiven Umfrage von BR Recherche/BR Data, an der sich knapp 600 weiterführende Schulen in Bayern beteiligt haben, kam es an zwei Dritteln dieser Bildungseinrichtungen im vergangenen Schuljahr 2024/2025 zu menschen- oder demokratiefeindlichen Vorfällen. Durch die Umfrage liegen erstmals derartige öffentliche Zahlen vor. Die Schulleitungen konnten anonym an der nicht-repräsentativen Befragung teilnehmen.
BR-Recherche zu Vorfällen an bayerischen Schulen (© dpa-Bildfunk/Marijan Murat)
Von den mehr als 1.500 angeschriebenen Schulen – das sind fast alle weiterführenden kommunalen und staatlichen Schulen in Bayern – beantworteten 598 Schulleitungen die Fragen des BR. 66 Prozent der teilnehmenden Mittelschulen, Realschulen, Fachoberschulen und Gymnasien berichten von Vorfällen wie rassistischen, antisemitischen, sexistischen oder queerfeindlichen Beleidigungen sowie Mobbing und Gewalt. Fast 75 Prozent der Schulen, die in der Umfrage antidemokratische Vorfälle in den Kategorien Symbole und Parolen, Gewalt oder politische Einwirkung angeben, ordnen sie dem politisch rechten Spektrum zu, ein Drittel konnte keine klare politische Zuordnung vornehmen. Drei Prozent der Schulen ordnen Vorfälle als politisch links ein. An knapp jeder zehnten Schule hatten Vorfälle einen religiösen Hintergrund. Mehr als hundert Schulleitungen schildern konkrete Vorfälle: Jugendliche singen ausländerfeindliche Lieder, beleidigen Mitschüler wegen ihrer Hautfarbe oder sexuellen Orientierung, Hitlergrüße werden immer wieder genannt, und Hakenkreuze tauchen in Heften, Chats und auf Wänden auf. Diese Beispiele verdeutlichen die Herausforderungen, denen Schulen gegenüberstehen.
Reaktionen und Forderungen
Rico Behrens, Professor für politische Bildung von der Katholischen Universität Eichstätt-Ingolstadt, äußert Besorgnis über die antidemokratischen Herausforderungen, denen die junge Generation gegenübersteht. Simone Fleischmann, Präsidentin des Bayerischen Lehrer- und Lehrerinnenverbands (BLLV), sieht die Umfrage als „Alarmglocke“ für Politik und Gesellschaft und fordert, Schulen nicht allein zu lassen. Das bayerische Kultusministerium weist auf Anfrage auf umfassende Maßnahmen zur politischen Bildung an allen Schularten und einen Schwerpunkt „Extremismusprävention“ bei der Lehrerfortbildung hin.
Über die Umfrage
Die Umfrage wurde von BR Recherche/BR Data durchgeführt. Das Team verschickte einen Online-Fragebogen an 1.523 Schulleitungen von kommunalen und staatlichen weiterführenden Schulen in Bayern, deren E-Mail-Adresse öffentlich auffindbar war. Die Redaktion ließ sich bei der Erstellung des Fragebogens wissenschaftlich beraten. Der Befragungszeitraum erstreckte sich vom 23. Oktober bis zum 5. November 2025. Die Teilnahme war anonym. Schulen konnten freiwillig Kontaktdaten hinterlassen. Die Umfrageergebnisse sind nicht repräsentativ. Um die Anonymität der Schulleitungen zu gewährleisten, fragte der BR außer dem Regierungsbezirk keine weiteren Merkmale einer Schule ab. Somit ist nicht nachvollziehbar, ob zum Beispiel anteilig so viele städtische und ländlich geprägte Schulen an der Befragung teilgenommen haben, wie es dem realen Verhältnis in Bayern entspricht.
598 Schulen nahmen an der Befragung teil, das entspricht einer Rücklaufquote von 39 Prozent. Nach Schulformen aufgeschlüsselt: 298 der 813 angefragten Mittelschulen, 106 der 277 angefragten Realschulen, 36 der 73 angefragten Fachoberschulen und 158 der 360 angefragten Gymnasien haben den Fragebogen ausgefüllt. Weitere Informationen zur Umfrage im Programm des Bayerischen Rundfunks: Am 10.12.2025 wird die Umfrage bei BR24 Digital und im Radio ab 7.20 Uhr als Thema des Tages besprochen. Im BR Fernsehen wird die Umfrage um 18.00 Uhr in der „Abendschau„, ab 21.15 Uhr im BR Politikmagazin „Kontrovers“ und „Kontrovers – Die Story“ zum Thema.
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Text: Bayerischer Rundfunk