Presseschau – Weser-Kurier: Joerg Helge Wagner über Mays Brexit-Rede

Aus der Sackgasse

Presseschau aus Deutschland - Aktuell -Presseschau – Bremen – Nach dem Brexit ist vor dem Brexit – darauf ließe sich die Florentiner Rede der britischen Regierungschefin komprimieren. Theresa May hat gemerkt, dass der Zeitdruck am Ende teuer für ihr Land werden kann. Also gibt sich die Lady nun nicht mehr eisern, sondern verbindlich gegenüber den übrigen EU-Staaten.

In der 1:27-Situation steht May keineswegs mit leeren Händen da, vielmehr hält sie in diesen das Schicksal von rund 3,2 Millionen EU-Bürgern, die in Großbritannien leben und dort auch bleiben wollen. May hat erkannt, dass sie dieses Druckmittel nicht brutal, sondern sanft einsetzen muss. Also verspricht sie, dass fast alles wie bisher bleibe, um eine Übergangsphase nach dem eigentlichen Brexit-Jahr 2019 herauszuschinden. Man sollte darauf eingehen, denn May hält noch zwei Trümpfe: Justiz und Militär.

Bei beiden Themen hat die EU ein hohes Interesse an guter Zusammenarbeit. Über Geld kann man später sprechen. In Florenz konnte May mit ihrer Rede zugleich ihrem krawalligen Außenminister Boris Johnson elegant auf die Finger hauen. Denn mit seinem Getrommel für einen harten Brexit versucht der Londoner Ex-Bürgermeister, sich zu profilieren – nicht zuletzt als potenzieller Premier.

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