Rott am Inn wehrt sich gegen die große Flüchtlingspolitik – Seit über einem Jahr tobt im oberbayerischen Rott am Inn ein Konflikt um eine geplante Erstaufnahmeeinrichtung für Geflüchtete. Der Landkreis Rosenheim plant, rund 500 Geflüchtete in einer umgebauten Halle im Gewerbegebiet unterzubringen. Diese Entscheidung trifft in der 4.000-Einwohner-Gemeinde auf starken Widerstand: Bewohner und die lokale Bürgerinitiative „Rott rotiert“ kritisieren die hohe Zahl der Geflüchteten in Relation zur geringen Einwohnerzahl. Die Initiative betont, dass es nicht um eine Ablehnung von Geflüchteten gehe, sondern um die Größe der geplanten Einrichtung und die ungleiche Verteilung innerhalb Bayerns. Tatsächlich hatte Bayerns Ministerpräsident Markus Söder zuvor signalisiert, die Einrichtung könne möglicherweise vermieden werden – eine Zusage, auf deren Umsetzung viele Rotter nun drängen (BR.de – 3 Demos in Rott am Inn)) (BR.de – Proteste gegen Flüchtlingsunterkunft).
Mehrere Demonstrationen fanden bereits statt, wobei Vertreter der Gemeinde, unterstützt von fast allen Parteien im Gemeinderat, sich vereinten, um gegen die Unterbringung in ihrer Form zu protestieren. Es wird auch gefordert, größere Einrichtungen verstärkt in Städten statt in kleinen Dörfern anzusiedeln. Der Zweite Bürgermeister, Alfred Zimpel, rief zur Geschlossenheit auf und betonte, dass der Gemeinderat das Anliegen der Bürger unterstützt und die Ortschaft dabei in ihrer Mitte bleibe – abseits von politischen Instrumentalisierungen.
Neben dem Widerstand gegen das Projekt gibt es jedoch auch Stimmen, die vor allzu einseitigen Darstellungen warnen. Eine weitere Gruppe setzt sich dafür ein, die Diskussion nicht von Ablehnung und Hetze bestimmen zu lassen und spricht sich für Vielfalt und Solidarität aus. Der Konflikt in Rott am Inn spiegelt somit auch die breitere gesellschaftliche Auseinandersetzung mit der Flüchtlingspolitik in Bayern wider, in der Kommunen vermehrt Unterstützung von Land und Bund fordern (hk).