Bonn – Schutz vor Starkregen: Stadt Bonn weitet Alarmsystem an Bonner Bachläufen aus

Mittelrhein-Tageblatt - Extra - Bonner Stadtnachrichten - Aktuell -Bonn (NRW) – Mit der Installation weiterer Alarmpegel baut das Tiefbauamt der Stadt Bonn sein neues, selbst entwickeltes Frühwarnsystem an Bachläufen im Stadtbezirk Bonn aus. Die neuartige Mess- und Warneinrichtung wird derzeit am Lengsdorfer und Dransdorfer Bach montiert.

Anlässlich der Ausstattung des Lengsdorfer Bachs im Bereich der Straße Am Mühlenbach erläuterte Tiefbauamtsleiter Peter Esch den weiteren Ausbau und die bisherigen Erfahrungen mit den bereits installierten acht Pegeln an den bislang am stärksten von den Folgen von Starkregen betroffenen Bad Godesberger Bächen: dem Mehlemer Bach und dem Godesberger Bach. Mit dem Alarmsystem sollen Anwohner künftig besser, frühzeitiger und zuverlässiger vor einer Hochwasserwelle gewarnt werden, damit sie noch einige letzte Schutzvorkehrungen treffen können. Rund 225.000 Euro kostete die bislang erfolgte Ausstattung mit dem Frühwarnsystem.

Der Lengsdorfer Bach gehört zum Endenicher Bach, der Dransdorfer Bach zum Hardtbachsystem – beides Bachverläufe mit sehr hohem Schadenspotential bei Starkregen im Bonner Stadtgebiet. Daher hat sich das Tiefbauamt bei der Ausweitung der Alarmpegel auch für diese beiden Wasserläufe entschieden. Am Lengsdorfer Bach wird die Messstelle zusätzlich mit Videotechnik ausgestattet, am Dransdorfer Bach wird am Messpunkt am Burgweg in Lessenich keine Kamera installiert.

Funktionsweise des Alarmpegels

Die Apparatur ermittelt ständig die Pegel der Bäche. Es handelt sich um eine mit Radartechnik arbeitende Messeinheit, die zuverlässig 24 Stunden am Tag, 365 Tage im Jahr, Daten an einen Verkehrsrechner übermittelt, der eigentlich für Ampelschaltungen verantwortlich ist. Als weitere Komponente sind einige Messstellen zusätzlich mit Videotechnik versehen. Werden bei der Messung kritische Lagen erkannt, ermöglicht die Videotechnik eine rasche visuelle Kontrolle der Wasserstände und Brückendurchlässe.

Mittel- bis langfristig sollen alle Bonner Bachsysteme mit höherem Schadenspotential mit dieser Technik ausgestattet und so lückenlos Tag und Nacht überwacht werden.

Die ermittelten Daten werden zur Feuerwehr übermittelt. Die Leitstelle der Feuerwehr kann dann die Warnung per Sirenenalarm, Warn-App NINA oder Radio-Durchsage auslösen. Grundlage dafür sind Warnschwellen, die das Tiefbauamt festlegt hat. Erhöhte Wasserstände laufen auch bei der Rufbereitschaft der Gewässerunterhaltung sowie der Ingenieur-Rufbereitschaft im Tiefbauamt auf, so dass die Mitarbeiter ebenfalls frühestmöglich vor Ort sind beziehungsweise notwendige Maßnahmen ergreifen können.

Bei dem jetzt installierten Alarmsystem am Lengsdorfer Bach soll auch der am dortigen Einlaufbauwerk in die Kanalisation angebrachte Rechen mit überwacht werden. Dann kann bei starken Regengüssen über die Kamera beobachtet werden, ob sich das Gitter zusetzt und die städtischen Mitarbeiter so schnellstmöglich für den Einsatz alarmiert werden. Das Gitter ist zudem so konzipiert, dass es sich bei starkem Widerstand durch Schwemmgut auf den Bachboden absenkt. Dadurch werden Überschwemmungen bis zu einem gewissen Wasserstand vermieden.

Bisherige Erfahrungen mit den Alarmpegeln

Das erste dieser neuen Frühwarnsysteme wurde im April 2017 am Mehlemer Bach installiert. Die bislang gesammelten Erfahrungen mit den je vier Alarmpegeln am Mehlemer und Godesberger Bach sind durchweg positiv. Bislang kam es erst dreimal zu Fehlmessungen – eine sehr geringe Quote, denn die acht Pegel messen alle fünf Minuten und dann gleich dreimal hintereinander. Zudem handelt es sich um offensichtliche Fehlmeldungen: Am Godesberger Bach lieferte eine Messstelle (Landstraße 158/Pecher Landstraße) einmal einen Wasserstand von neun Metern, einmal sogar von zwölf Metern, die gleich bei der nächsten Messung Minuten später wieder auf den für Trockenwetter üblichen Wert von wenigen Zentimetern abgefallen waren. Ein weiterer Vorfall ereignete sich an der Messstelle Marienforster Steinweg ebenfalls am Godesberger Bach. Hier wurde die Messeinrichtung zu Demonstrationszwecken für eine Gruppe von Experten verstellt, was prompt zu einer zwar korrekten, jedoch nicht durch Hochwasser ausgelösten Meldung führte.

Ansonsten laufen die Alarmpegel bislang völlig störungsfrei und korrekt.

Warnung vor der Hochwasserwelle

Um die Bonnerinnen und Bonner möglichst frühzeitig zu warnen, beschreitet das Tiefbauamt noch andere Wege: So wurden zunächst stadtweit und auf dem Gebiet der Gemeinde Wachtberg Regenmessstationen errichtet. Sie melden sich, wenn bestimmte Niederschlagsmengen erreicht sind, in festgelegten Zeiteinheiten. Die Regenmesser sind einsatzbereit, die Datenübertragung zur Feuerwehr funktioniert. Die Ausweitung der Messungen insbesondere auch in Wachtberg wird sukzessive umgesetzt. Leider liefern Regenmesser nur bedingt belastbare Rückschlüsse auf die Pegelstände, so dass sie als alleinige Alarmauslöser ungeeignet sind und eher als unterstützendes System fungieren können.

Die wasserwirtschaftlichen Pegelmessstellen, die das Tiefbauamt zusätzlich betreibt, haben eine andere Aufgabe und bilden keine Basis für eine zuverlässige Warnung. Denn sie arbeiten mit einer Technik, die bei starken Hochwasserabflüssen regelmäßig versagt oder sogar zerstört wird.

Der Vorteil des neu entwickelten Alarmpegels ist die weitgehend unwetter- und hochwasserresistente Einsatzbereitschaft. Die Pegel liefern rund um die Uhr Daten, die eine Alarmauslösung erlauben.

Stadt erinnert an Pflicht zur Eigenvorsorge

Trotz der bisher gesammelten positiven Erfahrungen mit den neuen Alarmpegeln mahnt Peter Esch, dass auch künftig keine vollkommen verlässliche Warnung möglich ist. Fehlfunktionen sind nie auszuschließen. Die Alarmpegel sind zusätzliche Bausteine in der Starkregenvorsorge. Letztlich handelt es sich bei Niederschlägen mit 100 oder mehr Jahren statistisch zu erwartender Wiederkehrzeit um Naturereignisse, vor denen es keinen umfassenden Schutz geben kann. Hinzu kommt, dass die Pegelmessstellen zwar eine Warnung ermöglichen, letztlich aber natürlich keinen Schutz vor den Folgen der Sturzfluten bieten.

„Die Stadt Bonn ergreift überall da, wo es möglich und wirtschaftlich darstellbar ist, bauliche Schutzmaßnahmen, erinnert aber auch die Bürgerinnen und Bürger an ihre Pflicht zur Eigenvorsorge“, so Esch.

Zur Sensibilisierung der Bevölkerung hat das Tiefbauamt mehrere Broschüren und Faltblätter entwickelt und verteilt. Zuletzt hat das Tiefbauamt ein Info-Blatt zu den Grundbesitzabgabenbescheiden beigelegt, die im Februar 2017 verschickt wurden.

Alle Informationen zum Thema gibt es auf städtischen Internetseite www.bonn.de/@starkregen.

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Herausgeber: Der Oberbürgermeister der Bundesstadt Bonn, Presseamt, Stadthaus, Berliner Platz 2, 53111 Bonn