Insolvenzen im Osten, Bautzen/Aue-Bad Schlema – Der wirtschaftliche Druck auf den deutschen Mittelstand nimmt weiter zu. Zwei sächsische Traditionsunternehmen – Meisters Wurst- und Fleischwaren aus Bautzen und die Weberei Curt Bauer in Aue-Bad Schlema – haben angekündigt, ihren Betrieb endgültig einzustellen. Für viele Menschen in der Region sind die Schließungen nicht nur ein Verlust von Arbeitsplätzen, sondern auch ein Symbol für den schleichenden Niedergang mittelständischer Strukturen in Deutschland.
Meisters Wurst- und Fleischwaren: Schluss nach über 130 Jahren
Das 1890 gegründete Familienunternehmen war bekannt für regionale Fleisch- und Wurstspezialitäten. Doch trotz jahrzehntelanger Verwurzelung in der Oberlausitz musste Meisters Anfang 2025 Insolvenz anmelden. Als Hauptursachen nennt das Unternehmen dramatisch gestiegene Energiepreise, hohe Lohnkosten, den Wegfall der Energiepreisdeckelung sowie technische Produktionsprobleme, die zu Lieferengpässen führten.
Ein letzter Rettungsversuch scheiterte: Kein Investor wollte übernehmen. Ende April fiel schließlich der letzte Vorhang – 56 Mitarbeitende stehen nun vor einer ungewissen Zukunft. Einige regionale Wettbewerber signalisierten Interesse, Teile der Belegschaft zu übernehmen.
Weberei Curt Bauer: 140 Jahre Tradition vor dem Aus
Ebenfalls betroffen ist die Curt Bauer GmbH, ein renommierter Hersteller hochwertiger Heim- und Objekttextilien. Das Unternehmen, gegründet 1882, war ein Aushängeschild für textile Qualität aus dem Erzgebirge – auch international. Doch auch hier erwies sich der wirtschaftliche Gegenwind als zu stark.
Neben explodierenden Energiekosten und dem Fachkräftemangel kämpfte das Unternehmen mit Auftragsrückgängen und der Zurückhaltung potenzieller Investoren. Die Insolvenz ließ sich nicht mehr abwenden. Die Produktion wird bis Ende Juli 2025 vollständig eingestellt – rund 90 Mitarbeiter verlieren ihren Arbeitsplatz.
Der Mittelstand am Limit
Die beiden Fälle stehen exemplarisch für das, was Wirtschaftsvertreter seit Monaten beklagen: eine zunehmende Überforderung des Mittelstandes durch Bürokratie, Steuern, Energiepreise und Fachkräftemangel. Rainer Dulger, Präsident der Bundesvereinigung der Deutschen Arbeitgeberverbände, betonte kürzlich, dass Deutschland dringend „bezahlbare Energie, mehr Netto vom Brutto und eine Begrenzung der illegalen Migration“ brauche.
Auch politische Stimmen – unter anderem die AfD – nehmen die Insolvenzen zum Anlass, die Regierung scharf zu kritisieren. Sie spricht von „Scheingefechten gegen die AfD“ statt wirksamer Wirtschaftspolitik. Fachleute mahnen derweil zu Sachlichkeit: Die Ursachen sind komplex und nicht allein auf politische Entscheidungen zurückzuführen. Auch strukturelle Veränderungen am Markt, verändertes Konsumverhalten und globale Lieferkettenprobleme tragen ihren Teil zur Krise bei.
Fazit
Mit Meisters und Curt Bauer verlieren Sachsen und Deutschland zwei traditionsreiche Betriebe – und mit ihnen Fachwissen, Arbeitsplätze und Identität. Die Entwicklung zeigt, dass der Mittelstand – das Rückgrat der deutschen Wirtschaft – massiv unter Druck steht. Bleibt die Politik untätig, könnten bald weitere Insolvenzen folgen. Die Zeit zum Handeln ist jetzt (hk).