Der Herbst bringt nicht nur bunte Blätter und kühlere Temperaturen, sondern auch erhebliche Herausforderungen für Autofahrer. Nasse Fahrbahnen, rutschiges Laub und die ersten Nachtfröste verwandeln unsere Straßen in potenzielle Gefahrenzonen. Wer jetzt nicht vorausschauend fährt und sein Fahrzeug entsprechend vorbereitet, riskiert gefährliche Situationen. Dieser Artikel zeigt, worauf es bei herbstlichen Straßenverhältnissen ankommt und wie Sie sicher durch die nasse Jahreszeit kommen.
Warum der Herbst besonders gefährlich ist
Die Kombination verschiedener Faktoren macht den Herbst zur anspruchsvollsten Jahreszeit für Autofahrer. Regenfälle durchnässen die Fahrbahn und lassen Öl- und Schmutzrückstände aufquellen. Herabfallendes Laub bildet auf nassem Asphalt einen rutschigen Film, der die Haftung der Reifen erheblich reduziert. Hinzu kommen kürzere Tage mit schlechteren Sichtverhältnissen in der Dämmerung und plötzlich auftretende Nebelbänke, die die Sicht auf wenige Meter begrenzen können.
Besonders kritisch wird es bei den ersten Nachtfrösten. Während die Temperaturen tagsüber noch mild erscheinen, können Brücken, Waldstücke und schattige Straßenabschnitte nachts bereits gefrieren. Diese unsichtbaren Gefahrenstellen überraschen viele Fahrer, die noch nicht auf winterliche Bedingungen eingestellt sind.
Verlängerte Bremswege: Die unterschätzte Gefahr
Auf nasser Fahrbahn verlängert sich der Bremsweg erheblich. Was viele Autofahrer unterschätzen: Bereits bei leichtem Regen verdoppelt sich die Strecke, die ein Fahrzeug zum Stillstand benötigt, nahezu. Bei Tempo 50 km/h wächst der Bremsweg von etwa 25 Metern auf trockener Straße auf bis zu 40 Meter bei Nässe an. Bei höheren Geschwindigkeiten potenziert sich dieser Effekt dramatisch.
Bremswege bei unterschiedlichen Bedingungen
| Geschwindigkeit | Trockene Fahrbahn | Nasse Fahrbahn | Laub/Nässe |
| 50 km/h | ca. 25 m | ca. 40 m | ca. 50 m |
| 80 km/h | ca. 64 m | ca. 100 m | ca. 130 m |
| 100 km/h | ca. 100 m | ca. 160 m | ca. 210 m |
Diese Zahlen verdeutlichen, warum angepasste Geschwindigkeit im Herbst überlebenswichtig ist. Der erhöhte Sicherheitsabstand zum vorausfahrenden Fahrzeug sollte mindestens die doppelte Distanz im Vergleich zu trockenen Verhältnissen betragen.
Aquaplaning: Wenn der Kontakt zur Straße verloren geht
Eine der größten Gefahren bei Starkregen ist Aquaplaning. Dabei schieben die Reifen einen Wasserkeil vor sich her und verlieren komplett den Kontakt zur Fahrbahn. Das Fahrzeug wird unkontrollierbar, Lenkbewegungen zeigen keine Wirkung mehr, und auch die Bremse greift nicht.
Aquaplaning tritt besonders häufig in Spurrinnen auf, wo sich das Wasser sammelt. Auch bei abgenutzten Reifen mit geringer Profiltiefe steigt das Risiko erheblich. Experten empfehlen eine Mindestprofiltiefe von 4 Millimetern für die Herbst- und Wintermonate, obwohl gesetzlich nur 1,6 Millimeter vorgeschrieben sind.
Erste Anzeichen für Aquaplaning sind ein plötzlich leichtgängiges Lenkrad und deutlich höhere Motordrehzahlen. In dieser Situation gilt: Gas wegnehmen, nicht lenken, nicht bremsen und abwarten, bis die Reifen wieder Kontakt zur Fahrbahn finden.
Die richtige Reifenwahl für den Herbst
Die Bereifung spielt eine zentrale Rolle für die Sicherheit bei herbstlichen Bedingungen. Dabei kommt es nicht nur auf die Reifenart an, sondern auch auf das Alter und den Zustand der Reifen. Wie AUTODOC Deutschland betont, verlieren Reifen bereits durch Alterung an Leistungsfähigkeit, selbst wenn sie kaum gefahren wurden.
Zitat von AUTODOC: „Neue Reifen sollten beim Kauf maximal 3 Jahre alt sein, um volle Leistungsfähigkeit und Lebensdauer zu gewährleisten. Der ADAC empfiehlt sogar, nur Reifen mit einem Produktionsdatum von maximal 2 Jahren zu akzeptieren. Händler dürfen zwar bis zu 5 Jahre alte Reifen als „neu“ verkaufen, doch Alterung durch UV-Strahlung und Ozon reduziert bereits ab Herstellung die Gummieigenschaften. Das DOT-Datum auf der Reifenflanke gibt Produktionswoche und -jahr an.“
Der Wechsel auf Winterreifen sollte spätestens bei Temperaturen unter 7 Grad Celsius erfolgen. Die bekannte O-bis-O-Regel (von Oktober bis Ostern) bietet eine gute Orientierung. Ganzjahresreifen können eine Alternative darstellen, erreichen aber weder die Wintereigenschaften von Winterreifen noch die Sommerperformance von Sommerreifen.
Laub auf der Fahrbahn: Rutschgefahr wird oft unterschätzt
Nasses Laub auf Asphalt verwandelt Straßen in regelrechte Rutschbahnen. Die Blätter bilden eine schmierige Schicht zwischen Reifen und Fahrbahn, die die Haftung drastisch reduziert. Besonders gefährlich sind Landstraßen, die durch Waldgebiete führen, sowie Alleen mit dichtem Baumbestand.
In Kurven und beim Bremsen zeigt sich die fehlende Haftung besonders deutlich. Das Fahrzeug kann ins Rutschen geraten oder ausbrechende Bewegungen zeigen. Auch beim Beschleunigen aus dem Stand, etwa an Ampeln oder Kreuzungen, rutschen die Räder leichter durch.
Die Lösung liegt in vorausschauender Fahrweise: Geschwindigkeit deutlich reduzieren, sanft bremsen und beschleunigen, sowie größere Sicherheitsabstände einhalten. Auf Landstraßen mit viel Laub sollte die Geschwindigkeit um mindestens 20 bis 30 Prozent reduziert werden.
Sicht und Beleuchtung: Sehen und gesehen werden
Die kürzeren Tage des Herbstes bedeuten, dass viele Fahrten in der Dämmerung oder bei Dunkelheit stattfinden. Gleichzeitig verschlechtern Nebel und Regen die Sicht zusätzlich. Eine funktionierende Beleuchtungsanlage ist daher unerlässlich.
Vor Beginn der dunklen Jahreszeit sollten alle Leuchten überprüft werden: Abblendlicht, Fernlicht, Nebelscheinwerfer, Rückleuchten, Bremslichter und Blinker. Auch die richtige Einstellung der Scheinwerfer ist wichtig, um andere Verkehrsteilnehmer nicht zu blenden.
Bei Nebel gilt: Nebelscheinwerfer und Nebelschlussleuchte nur bei Sichtweiten unter 50 Metern einschalten. Die Geschwindigkeit muss dann so angepasst werden, dass innerhalb der Sichtweite angehalten werden kann. Als Faustregel gilt: Bei 50 Metern Sicht maximal 50 km/h fahren.
Technische Vorbereitung des Fahrzeugs
Neben den Reifen sollten weitere technische Komponenten für den Herbst vorbereitet werden. Die Scheibenwischer sind bei häufigem Regen besonders gefordert. Verschlissene Wischerblätter hinterlassen Schlieren und beeinträchtigen die Sicht erheblich. Ein jährlicher Wechsel ist empfehlenswert.
Das Scheibenwischwasser sollte mit ausreichend Frostschutzmittel versehen werden, um bei ersten Nachtfrösten nicht einzufrieren. Auch ein Austausch des Innenraumfilters verbessert die Leistung der Heizung und verhindert beschlagene Scheiben.
Die Batterie leidet besonders unter kalten Temperaturen. Eine Überprüfung der Batteriespannung kann böse Überraschungen beim ersten Frost verhindern. Auch der Frostschutz im Kühlwasser sollte kontrolliert werden.
Fahrtipps für schwierige Bedingungen
Bei rutschigen Straßenverhältnissen helfen einige bewährte Fahrtechniken. Abrupte Lenkbewegungen sind zu vermeiden, stattdessen sollten alle Manöver sanft und fließend ausgeführt werden. Beim Bremsen ist es wichtig, den Fuß nicht vom Pedal zu nehmen, auch wenn das ABS aktiviert wird und das Pedal pulsiert.
In Kurven gilt: Vor der Kurve bereits die richtige Geschwindigkeit wählen und während der Kurve möglichst nicht bremsen. Das Gaspedal sollte in der Kurve konstant gehalten werden, um die Traktion nicht zu verlieren.
Bei beginnender Glätte oder sehr nassem Laub kann es sinnvoll sein, die Fahrt zu unterbrechen und bessere Bedingungen abzuwarten. Keine Fahrt ist so wichtig, dass dafür die eigene Sicherheit oder die anderer Verkehrsteilnehmer riskiert werden sollte.
Fazit: Vorsicht und Vorbereitung zahlen sich aus
Der Herbst stellt besondere Anforderungen an Autofahrer. Nasse Fahrbahnen, rutschiges Laub und erste Fröste erfordern angepasste Geschwindigkeit, größere Sicherheitsabstände und vorausschauendes Fahren. Die richtige technische Vorbereitung des Fahrzeugs, insbesondere bei den Reifen, ist ebenso wichtig wie eine defensive Fahrweise.
Wer diese Tipps beherzigt und sein Fahrverhalten den Bedingungen anpasst, kommt sicher durch die herbstliche Jahreszeit. Die goldene Regel lautet: Lieber etwas langsamer und vorsichtiger fahren als unnötige Risiken einzugehen.
Häufig gestellte Fragen (FAQ)
Ab wann sollte ich auf Winterreifen wechseln? Der Wechsel auf Winterreifen sollte spätestens erfolgen, wenn die Temperaturen dauerhaft unter 7 Grad Celsius fallen. Die O-bis-O-Regel (Oktober bis Ostern) bietet eine gute Orientierung. Bei ersten Nachtfrösten ist der Wechsel bereits dringend empfohlen, auch wenn die Tagestemperaturen noch mild sind.
Wie erkenne ich Aquaplaning und wie reagiere ich richtig? Aquaplaning kündigt sich durch ein plötzlich leichtgängiges Lenkrad und höhere Motordrehzahlen an. Die richtige Reaktion: Sofort Gas wegnehmen, Lenkrad gerade halten, nicht bremsen und warten, bis die Reifen wieder Grip finden. Hektische Lenkbewegungen oder Bremsmanöver verschlimmern die Situation.
Welche Profiltiefe sollten Reifen mindestens haben? Obwohl gesetzlich 1,6 Millimeter Mindestprofiltiefe vorgeschrieben sind, empfehlen Experten für herbstliche und winterliche Bedingungen mindestens 4 Millimeter. Bei geringerer Profiltiefe können die Reifen Wasser nicht mehr ausreichend verdrängen, und das Aquaplaning-Risiko steigt erheblich.
Wie groß sollte der Sicherheitsabstand bei Nässe sein? Bei nasser Fahrbahn sollte der Sicherheitsabstand mindestens doppelt so groß sein wie bei trockenen Verhältnissen. Als Faustregel gilt: Mindestens die halbe Tachoanzeige in Metern Abstand halten, besser noch mehr. Bei 100 km/h bedeutet das mindestens 50 Meter, besser 70 bis 80 Meter Abstand.
Was mache ich, wenn die Scheiben von innen beschlagen? Gegen beschlagene Scheiben hilft die Klimaanlage, die der Luft Feuchtigkeit entzieht. Zusätzlich sollte die Heizung auf die Scheiben gerichtet werden und die Umluftfunktion ausgeschaltet sein. Ein sauberer Innenraumfilter verbessert die Entfeuchtungsleistung deutlich. Bei starkem Beschlagen kann ein Fenster einen Spalt geöffnet werden. (hk)
Quellen: AUTODOC Deutschland, ADAC, Straßenverkehrsordnung (StVO), Deutsche Verkehrswacht, TÜV