Simmern im Hunsrück – DGB-Kreisverband zu den Kosten der Tarifflucht im Rhein-Hunsrück-Kreis

Mittelrhein-Tageblatt - Deutsches Tageblatt - News - Simmern im Hunsrück -Simmern im Hunsrück – Gerade mal 35 Prozent der Betriebe in Rheinland-Pfalz sind tarifgebunden, im Jahr 2000 waren es noch 52 Prozent.

Diese Entwicklung wird von den Beschäftigten und den öffentlichen Kassen teuer bezahlt, erklären die Vorsitzenden des DGB Kreisverbandes im Rhein-Hunsrück-Kreis, Kay Wohlfahrt und Georg Henschel:

„Wer in Rheinland-Pfalz oder dem Saarland in einem Betrieb arbeitet, der nicht tarifgebunden ist, verdient monatlich 743 Euro brutto weniger. Das merken die Beschäftigten heute unmittelbar im Geldbeutel und sie merken es morgen beim Blick auf den Rentenbescheid.“

Für die Beschäftigten im Rhein-Hunsrück-Kreis bedeute dies, dass ihnen durch die Tarifflucht jährlich fast 50.000 Euro an Kaufkraft entgehe.

Dazu kommt: Wer weniger verdient, zahlt auch weniger Steuern. Für den Rhein-Hunsrück-Kreis heiße das ganz konkret, dass der Kommune nahezu 3.500.000 Euro pro Jahr mehr an Einnahmen zur Verfügung stünden, würden alle Beschäftigten nach Tarif bezahlt. Allen Kommunen in Rheinland-Pfalz zusammen entgehe durch die Tarifflucht jährlich insgesamt 136 Millionen Euro.“

Öffentliche Aufträge im Rhein-Hunsrück-Kreis nur noch an tarifgebundene Unternehmen vergeben

„Wir sehen hier auch die Verwaltung in der Pflicht, die Anwendung von Tarifverträgen zu unterstützen“, betonen die Gewerkschafter. Die Vergaben der öffentlichen Hand summieren sich auf 460 Milliarden Euro im Jahr – das sind rund 15 Prozent des Bruttoinlandsprodukts. Davon entfallen etwa 60 Prozent auf die kommunale Ebene. Alleine der Rhein-Hunsrück-Kreis hat für das kommende Jahr Ausgaben allein für Investitionen von etwas mehr als 10 Millionen Euro geplant.

„Die öffentliche Hand hat eine erhebliche Marktmacht. Wir erwarten, dass sie diese Machteinsetzt, um Gute Arbeit zu unterstützen. Wir fordern deshalb, dass öffentliche Aufträge im Rhein-Hunsrück-Kreis nur noch an tarifgebundene Unternehmen vergeben werden.“, erklären Wohlfahrt und Henschel.

Zum Hintergrund:
Nach Angaben des Wirtschafts- und Sozialwissenschaftlichen Instituts (WSI) liegt das mittlere Monatseinkommen bei Vollzeit in einem tarifgebundenen Betrieb in Rheinland-Pfalz und dem Saarland bei 3.631 Euro brutto. Beschäftigte in Betrieben ohne Tarifbindung verdienen monatlich dagegen nur 2.888 Euro brutto, was einem Lohnabstand von 19,3 Prozent entspricht. Zudem müssen die Beschäftigten in Betrieben ohne Tarifbindung im Schnitt 52 Minuten pro Woche länger arbeiten. Zur Jahrtausendwende arbeiteten in Rheinland-Pfalz und dem Saarland noch 72 Prozent der Beschäftigten in einem tarifgebundenen Betrieb, heute sind es nur noch 61 Prozent.

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