Politologe sieht im Wiedererstarken des Nationalismus das Bedürfnis nach Teilhabe.
Mit dem Verlust Kataloniens wäre Spanien unmittelbar vom Staatszerfall bedroht, schätzt Münkler. „Madrid wird daher alles daran setzen, die Unabhängigkeit Kataloniens zu verhindern.“ Ein Bürgerkriegsszenario sei für Spanien unwahrscheinlich, allerdings könnten sich unter den fanatischen Befürwortern der Unabhängigkeit Kataloniens gewaltaktive Untergrundbewegungen bilden und Terror ausüben. „Die damit verbundene Gewalt ginge mit großen Kosten und politischen Verwerfungen einher.“
In der generellen Rückbesinnung auf die Nation in Europa sieht Münkler das Bedürfnis nach mehr politischer und sozialer Teilhabe. Im europäischen Einigungsprozess sei ein Raum mit 400 Millionen Menschen entstanden, in ihm erscheine Partizipation als schwieriges Unterfangen. Begründet hätten die EU wirtschaftliche Vernunft und die Erinnerung an schreckliche Kriege. Diese Erinnerung verblasse heute. Zugleich seien Menschen offenbar bereit, ökonomischen Erfolg zugunsten politischer und sozialer Teilhabe hintenanzustellen. Der Entscheidungsprozess zwischen Wohlstand und politischem Einfluss markiere die „große Konfliktlinie der nächsten Jahre, vielleicht Jahrzehnte“.
Original-Content von: Neue Osnabrücker Zeitung, übermittelt durch news aktuell