SATIRE – Bienen sind schlauer als wir – Ein satirischer Kommentar von Holger Korsten:
Etwa zehn Bienen bewachen immer das Flugloch – also den Eingang ihres Bienenstocks.
Jede Biene, die nicht zum eigenen Volk gehört, wird sofort angegriffen und verjagt.
Dringen zu viele fremde Bienen in das Bienenvolk ein, wird es krank und stirbt.
Klingt nach einer klaren, einfachen Regel.
Und jetzt kommt’s: Bienen sind schlauer als Deutsche.
Das steht so in einem Facebook-Post, der aktuell wieder die Runde macht.
Und ganz ehrlich? Wenn man sich so umsieht, möchte man fast zustimmen.
Während die Bienen streng kontrollieren, wer in ihren Stock darf,
setzen wir lieber auf offene Türen, unbegrenztes Vertrauen und die Hoffnung,
dass schon alles gut gehen wird – irgendwie, irgendwann, irgendwer wird’s schon richten.
Die Biene sagt: „Wer nicht zu uns gehört, bleibt draußen.“
Der Mensch sagt: „Komm ruhig rein, vielleicht bist du nett.“
Und wenn’s schiefgeht, gründen wir eine Arbeitsgruppe,
die herausfinden soll, warum es schiefging, wer schuld ist
und ob man dafür eine neue EU-Richtlinie braucht.
Die Wächterbienen handeln instinktiv.
Wir dagegen diskutieren tagelang,
ob das Wort „Wächterbiene“ nicht eigentlich „Wächter*in“ heißen müsste,
weil es sonst das Gefühl der männlichen Drohnen verletzen könnte
– oder schlimmer noch: der Bienen, die sich nicht eindeutig festlegen wollen.
Die Biene schützt ihr Volk.
Wir schützen Gefühle, Narrative und Parteiprogramme.
Die Biene verjagt, was ihr schadet.
Wir lassen herein, was uns schadet –
und nennen das dann „moralische Verantwortung“.
Am Ende stirbt bei den Bienen das Volk, wenn zu viele Fremde eindringen.
Bei uns stirbt nur der gesunde Menschenverstand – und mit ihm die Kultur.
Aber Hauptsache, wir sind tolerant.
Und wer widerspricht, ist ein Querdenker – und wird abgeschoben. In die rechte Ecke. (hk)