VIER PFOTEN: Wiesenhof – Gefahr durch Antibiotika in Geflügelmast – Hamburg, 28. August 2025 – Antibiotikaresistente Keime in der Produktionskette von einigen Wiesenhof-Schlachthäusern nachgewiesen: Das hat eine von VIER PFOTEN in Auftrag gegebene Untersuchung von Wasser- und Fleischproben eines unabhängigen Instituts in Bayern, Niedersachsen und Sachsen-Anhalt ergeben. In einigen Fällen wurden sogar Keime gefunden, die gegen Reserveantibiotika resistent sind. Die globale Tierschutzstiftung fordert, dass durch eine artgerechte Haltung der flächendeckende Einsatz von Antibiotika reduziert wird. Die globale Tierschutzstiftung fordert von Wiesenhof, dass der Konzern als Deutschlands größter Geflügelproduzent Verantwortung übernimmt und durch eine artgerechte Haltung der flächendeckende Einsatz von Antibiotika reduziert. Nach aktuellen Schätzungen des Robert Koch-Instituts sind in Deutschland allein 2019 9.600 Menschen aufgrund von Antibiotikaresistenzen gestorben.

VIER PFOTEN ließ 54 Wiesenhof-Abwasser- und Fleischproben von einem unabhängigen Labor untersuchen. 22 Abwasserproben wurden an fünf verschiedenen Standorten aus drei Bundesländern entnommen und stammten aus den Abwässern von (Wiesenhof) Schlachthäusern. 32 Fleischproben wurden aus Werksverkäufen und dem Lebensmitteleinzelhandel an sieben verschiedenen Standorten aus Bayern, Niedersachsen und Sachsen-Anhalt, genommen.
Was wurde genau gefunden?
In mehr als einem Drittel aller Wiesenhof-Proben (39,5 Prozent) wurden sogenannte ESBL-produzierende Bakterien nachgewiesen. Diese Bakterien produzieren Enzyme, die viele Antibiotika unwirksam machen. Besonders besorgniserregend ist, dass in über 18 Prozent der Proben multiresistente Bakterien gefunden wurden, die gegen drei der wichtigsten Antibiotikaklassen resistent sind. Alarmierend: Sogar gegen Colistin, ein Reserveantibiotikum, das von der WHO als besonders wichtig für die Humanmedizin eingestuft wurde, wurden Resistenzen in den Proben gefunden.
Küken bereits mit Resistenzen angeliefert
Im Vorfeld der Untersuchung wurden VIER PFOTEN abfotografierte Dokumente von einem Vertragsmäster von Wiesenhof anonym zugespielt, die zeigen, dass Küken bereits mit Antibiotikaresistenzen aus einem Brütereibetrieb eintrafen. „Nur durch eine deutliche Verbesserung der Haltungsbedingungen und der Tiergesundheit kann der Einsatz von Antibiotika und vor allem Reserveantibiotika stark reduziert werden. Als größter Geflügelproduzent Deutschlands muss sich Wiesenhof seiner Verantwortung bewusst werden und die Massentierhaltung, die eine Entwicklung der multiresistenten Keime begünstigt, beenden“, sagt Vanessa Schilke, Campaignerin bei VIER PFOTEN Deutschland.
Ein ernst zu nehmendes Problem, denn multiresistente Keime wurden bereits von der WHO als eine der größten Bedrohungen für die Menschheit eingeordnet.

10 Millionen Tote weltweit durch Antibiotika-Resistenzen
Der Verzehr von Geflügelfleisch kann die Gesundheit gefährden, da es häufig mit antibiotikaresistenten Erregern belastet ist. Vor allem der großflächige Einsatz von Antibiotika, einschließlich sogenannter Reserveantibiotika, begünstigt die Entstehung resistenter Keime. Diese stellen eine wachsende Bedrohung für die globale Gesundheit dar – insbesondere bei schweren Infektionen, bei denen gängige Antibiotika versagen. Reserveantibiotika gelten als letztes Mittel in der Humanmedizin und müssen deshalb besonders zurückhaltend eingesetzt werden. Zahlreiche Studien belegen jedoch, dass multiresistente Keime in Geflügelfleisch weit verbreitet sind. Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) warnt, dass bis zum Jahr 2050 weltweit jährlich bis zu 10 Millionen Todesfälle auf Antibiotikaresistenzen zurückzuführen sein könnten (WHO 2023).
Forderungen VIER PFOTEN
- Keine Qualzuchten! Stattdessen sollten Zweinutzungslinien mit einer Lebensdauer von 14 – 20 Wochen eingesetzt werden
- Schluss mit Megaställen! Die Anzahl der Tiere pro Stall sollte auf maximal 4.800 Hühner reduziert werden
- VIER PFOTEN fordert eine maximale Besatzdichte von 21 kg pro qm sowie regelmäßigen Auslauf auf Grünflächen mit mindestens 4 qm pro Tier und ausreichend erhöhte Sitzgelegenheiten und Zugang zu Beschäftigung
- Schlachtungen sollten immer am nächstgelegenen Schlachthof stattfinden müssen. Die Transporte sollten nur bei 5 – 25 °C erlaubt sein und maximal 4 Stunden dauern, mit einer maximalen Verweildauer von 6 Stunden in den Transportkisten. Diese sollten mindestens eine Höhe von 35 – 40 cm haben

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Text: VIER PFOTEN – Stiftung für Tierschutz