EU beschließt 19. Sanktionspaket gegen Russland – LNG-Importverbot setzt Moskau unter Druck – Hamburg, Brüssel – Die Europäische Union hat am 23. Oktober 2025 ihr mittlerweile 19. Sanktionspaket gegen Russland beschlossen. Das neue Maßnahmenbündel richtet sich gezielt gegen Energieeinnahmen, Finanzströme und Unterstützungsnetzwerke, die den russischen Angriffskrieg gegen die Ukraine weiter ermöglichen. Mit dem Paket will die EU den wirtschaftlichen Druck auf Moskau weiter erhöhen – erstmals wird auch der Import von russischem Flüssigerdgas (LNG) in die Union untersagt.
LNG-Verbot: Tiefgreifender Einschnitt in den Energiehandel
Das LNG-Importverbot gilt als zentrales Element des neuen Sanktionspakets. Bestehende Kurzzeitverträge dürfen nur noch sechs Monate fortgeführt werden, langfristige Verträge enden spätestens zum 1. Januar 2027. Damit greift die EU erstmals direkt in den milliardenschweren Energiesektor Russlands ein – eine Einnahmequelle, die bislang trotz Sanktionen weitgehend verschont blieb.
Zudem richtet sich das Paket gegen sogenannte „Schattenflotten“ – Tanker, die russisches Öl oder Gas unter Umgehung bestehender Sanktionen transportieren. Diese Schiffe sollen künftig nicht mehr in EU-Häfen einlaufen dürfen. Auch Versicherungsleistungen und Wartungsarbeiten für solche Tanker werden untersagt.
Finanz- und Technologiesektor im Fokus
Neben dem Energiebereich stehen auch Banken, Kryptowährungs-Dienstleister und Rüstungsunternehmen im Fokus. Zahlreiche russische Finanzinstitute wurden von Transaktionen mit EU-Unternehmen ausgeschlossen, um die Finanzströme weiter zu kappen. Krypto-Plattformen, die Russland für verdeckte Geldbewegungen nutzte, werden sanktioniert oder blockiert.
Im Bereich Technologie und Rüstung beschränkt die EU den Export von Hightech-Komponenten, Maschinen und Dual-Use-Gütern, die in der Rüstungsindustrie Verwendung finden könnten. Auch Firmen in Drittstaaten, die Russland bei der Umgehung von Sanktionen helfen – etwa in China oder Zentralasien –, stehen nun auf der Liste.
Maßnahmen gegen Umgehungsnetzwerke und Diplomaten
Zum ersten Mal werden auch sogenannte „Enabler“ gezielt bestraft – Personen und Unternehmen, die durch Handel, Logistik oder Finanzdienstleistungen Sanktionen umgehen. Die EU-Kommission betonte, dass man damit die Schlupflöcher schließe, die Russland bisher genutzt habe.
Darüber hinaus gelten künftig strengere Auflagen für russische Diplomaten innerhalb der EU. Ihre Bewegungsfreiheit zwischen den Mitgliedsstaaten wird eingeschränkt, Dienstreisen müssen gemeldet und genehmigt werden.
Beteiligung der USA unter Präsident Trump
Parallel zum EU-Beschluss hat auch die US-Regierung unter Präsident Donald Trump neue Sanktionen gegen Russland verhängt. Diese laufen zwar unabhängig vom EU-Paket, sind aber inhaltlich eng abgestimmt.
Die Vereinigten Staaten kündigten am 22. und 23. Oktober 2025 Maßnahmen gegen zwei große russische Ölkonzerne – Rosneft und Lukoil – an. Washington begründete diesen Schritt mit der Notwendigkeit, den Druck auf Russland weiter zu erhöhen und einen Waffenstillstand in der Ukraine zu erzwingen.
Trump erklärte, „jetzt sei die Zeit gekommen, das Töten zu beenden“ – und betonte, dass die USA ihre Sanktionen künftig stärker mit den europäischen Partnern abstimmen wollen. Während die EU vor allem auf Energieimporte, Banken und Krypto-Dienste abzielt, konzentrieren sich die USA auf den Ölsektor und die internationale Zahlungsabwicklung russischer Konzerne.
Russlands Präsident Wladimir Putin bezeichnete die US-Maßnahmen als „unfreundlichen Akt“, wies aber zugleich darauf hin, dass Russland gelernt habe, mit Sanktionen zu leben. Dennoch verschärft das parallele Vorgehen von EU und USA den globalen wirtschaftlichen Druck auf den Kreml erheblich.
Auswirkungen auf Deutschland und die EU
Für Deutschland und andere EU-Staaten bedeutet das LNG-Verbot eine weitere Abkehr von russischen Energiequellen. Gasimporte aus anderen Ländern – etwa aus Norwegen, den USA oder Katar – sollen den Wegfall ausgleichen. Dennoch warnen Energieexperten vor möglichen Preissteigerungen und Engpässen in der Übergangsphase.
Deutsche Unternehmen mit Verbindungen zu russischen Banken, Energieunternehmen oder Logistikpartnern in Drittstaaten müssen ihre Geschäftsbeziehungen nun sorgfältig prüfen. Die EU verschärft die Kontrolle über mögliche Umgehungsgeschäfte, was zusätzliche Compliance-Maßnahmen erforderlich macht.
Ein Signal der Entschlossenheit
Mit dem 19. Sanktionspaket gegen Russland sendet die EU ein deutliches politisches Signal: Russlands Wirtschaft soll dauerhaft geschwächt und die Finanzierung des Angriffskrieges erschwert werden. Während Kritiker warnen, dass Sanktionen langfristig auch Europa wirtschaftlich belasten könnten, sehen Befürworter darin den bislang konsequentesten Schritt zur Eindämmung russischer Kriegsressourcen.
Dass nun auch die USA unter Trump verstärkt mitziehen, dürfte die Wirkung der Maßnahmen erheblich verstärken – und Russland weiter isolieren. Wie nachhaltig diese Wirkung sein wird, hängt davon ab, wie eng EU und USA ihre Sanktionen in den kommenden Monaten tatsächlich koordinieren. (hk)
Quellen zu dem 19. Sanktionspaket gegen Russland / LNG-Importverbot
Europäischer Rat (consilium.europa.eu), Reuters, The Guardian, Time, AP, Euronews, Welt, FAZ, SRF