Antifa-Vergangenheit von Lars Klingbeil – In einer vielbeachteten ARD-Dokumentation mit dem Titel „Die Notregierung – Ungeliebte Koalition“ äußerte sich SPD-Co-Vorsitzender Lars Klingbeil offen zu seiner politischen Vergangenheit: Er habe sich „in der Antifa engagiert“, um sich gegen rechte Strukturen zu stellen. Diese Aussage sorgte in den sozialen Netzwerken und politischen Lagern für hitzige Diskussionen – insbesondere hinsichtlich einer möglichen Nähe zur Antifa-Vergangenheit oder extremistischen Gruppierungen.
Doch wie ist Klingbeils Aussage aus Sicht des Verfassungsschutzes einzuordnen?
Antifa: Kein Verein, sondern ein Sammelbegriff
Zunächst ist klarzustellen, dass „Antifa“ kein einheitlicher Verband ist. Vielmehr handelt es sich um einen Oberbegriff für verschiedenste Gruppen und Einzelpersonen, die sich gegen Rechtsextremismus, Rassismus und Faschismus engagieren. Darunter fallen sowohl zivilgesellschaftliche Initiativen, die sich im Rahmen demokratischer Grundwerte bewegen, als auch radikale oder gewaltorientierte Gruppierungen, die eine klare Ablehnung gegenüber der freiheitlich-demokratischen Grundordnung zum Ausdruck bringen. Die Antifa-Vergangenheit von bekannten Persönlichkeiten wird hierbei oft intensiv diskutiert.
Gerade Letztere stehen im Fokus der Sicherheitsbehörden. Das Bundesamt für Verfassungsschutz sowie einzelne Landesämter beobachten bestimmte autonome Antifa-Strukturen, wenn diese sich durch Militanz, Gewaltaufrufe oder staatsfeindliche Ideologien auszeichnen. Dabei handelt es sich jedoch um klar identifizierbare Gruppierungen mit linksextremem Profil – nicht um das gesamte Antifa-Spektrum.
Keine Hinweise auf extremistisches Engagement Klingbeils
Im Fall von Lars Klingbeil gibt es keine Hinweise darauf, dass er in einer vom Verfassungsschutz beobachteten Gruppierung aktiv war. Vielmehr betont der SPD-Politiker, dass sein Engagement in jungen Jahren durch die Auseinandersetzung mit Rechtsextremismus motiviert war – eine Haltung, die in vielen demokratischen Parteien seit Jahrzehnten zum politischen Selbstverständnis gehört. Seine Antifa-Vergangenheit wird von ihm als ein Ausdruck gegen Extremismus beschrieben.
Dass die politische Rechten diese Aussage nun instrumentalisieren, überrascht wenig. Vor allem Vertreter der AfD verknüpfen Antifa-Engagement häufig pauschal mit Linksextremismus – eine Gleichsetzung, die von Sicherheitsexperten jedoch nicht geteilt wird.
Verfassungsschutz unterscheidet differenziert
Tatsächlich unterscheidet der Verfassungsschutz klar zwischen zivilgesellschaftlichem Engagement gegen Rechts und verfassungsfeindlichem Extremismus. Erst wenn Organisationen aktiv gegen die staatliche Ordnung agitieren oder sich gewaltsam gegen demokratische Institutionen stellen, geraten sie ins Visier der Behörde. Die differenzierte Betrachtung von Personen mit Antifa-Vergangenheit ist hierbei entscheidend.
Klingbeils Aussage ist daher als politisches Bekenntnis zu einer antifaschistischen Grundhaltung zu verstehen, wie sie gerade im linken und sozialdemokratischen Spektrum lange Tradition hat – nicht aber als Ausdruck radikaler oder extremistischer Gesinnung.
Fazit zur Antifa-Vergangenheit von Lars Klingbeil: Politisches Engagement statt Verfassungsbedrohung
Die Diskussion um Lars Klingbeils Antifa-Vergangenheit offenbart einmal mehr, wie stark Begriffe wie „Antifa“ emotional aufgeladen und politisch vereinnahmt werden. Wer sich – wie Klingbeil – klar gegen rechte Tendenzen positioniert, muss sich heute nicht nur mit politischen Gegnern auseinandersetzen, sondern auch mit gezielter Diffamierung.
Was bleibt, ist die klare Botschaft: Antifaschistisches Engagement ist nicht per se extremistisch. Und der Einsatz gegen Rechtsextremismus bleibt eine zentrale Aufgabe demokratischer Kräfte – unabhängig von parteipolitischen Zugehörigkeiten. Antifa-Vergangenheit kann hierbei ebenfalls als differenziertes Thema betrachtet werden. (hk)